Weniger Cybercrime in Österreich
In Sachen Computerkriminalität gab es in Österreich im Vorjahr weniger Anzeigen: insgesamt gingen 3.335 Anzeigen wegen entsprechender Delikte ein. Im Jahr zuvor waren es 4.785 Anzeigen gewesen.
Der Reduktion um 30,3 Prozent stand allerdings auch eine Verringerung der Aufklärungsrate um 18,5 Prozentpunkte gegenüber. Die Dunkelziffern sind hoch, betonten am Dienstag Spezialisten vom Österreichischen Bundeskriminalamt [BK] bei einer Pressekonferenz in Wien.
Den größten Teil der Anzeigen machen die Betrugsdelikte aus. BK-Cybercop-Chef Markus Blank: "Die Betrugshandlungen sind zumeist recht simpel. Zum Beispiel bei Auktionen: Der Versteigerer liefert die Ware nie oder derjenige, der etwas ersteigert hat, zahlt nie." Und schließlich ließen sich ja per Scanner und gutem Drucker auch Euro-Scheine "schaffen".
Komplizierter Kampf gegen Cybercrime
2003 war laut Blank aber vor allem eins - "das Jahr der Würmer
und Viren." Zwar sind ins österreichische Strafgesetzbuch mit
Oktober 2002 mehrere neue Tatgestände aufgenommen worden [z.B. § 118
a - Widerrechtlicher Zugriff auf Daten], doch der Kampf gegen die
Computerkriminalität ist und bleibt kompliziert und diffizil.

Langwierige Datenauswertung
So wurden in der gegen die Kinder-Pornografie gerichteten Aktion "Landslide" im Jahr 2002 allein im Raum Wien 414 PCs sichergestellt. Die Gesamt-Datenmenge betrug rund 20.000 Gigabyte, von denen bis Ende 2003 etwa 75 Prozent ausgewertet werden konnten.
Auch wenn es Spuren im Netz gibt: falls der Server etwa in Asien oder in Afrika steht, ist die Verfolgung von Verdächtigen oft schwierig und dauert lange. Laut BK-Chef Herwig Haidinger ist auf jeden Fall mehr Kooperation, auch ähnliche Rechtsgrundlagen, über alle Kontinente hinweg notwendig.
In der EU wird die Arbeit der Beamten der Exekutive, wenn sie erstmals an einen möglichen Tatort gerufen werden, jetzt durch eine von den österreichischen Fachleuten entwickelte Check-Liste für die Sicherung von Beweismitteln leichter gemacht.
Checkliste für Kriminalbeamte
Das Projekt "Seizure of E-Evidence" basiert auf einer
österreichischen Checkliste. Sie wurde im Rahmen eines Projektes
gemeinsam mit deutschen, britischen und schwedischen Stellen sowie
Europol und Interpol zu einem "Handbuch" für Europas Exekutivbeamte
entwickelt.

Klaus Mits, BK-Abteilungsleiter für "Kriminalpolizeiliche Assistenzdienste": "Jeder hinterlässt im Internet Spuren. Aber die müssen gefunden, analysiert und ausgewertet werden. Wir wollten den Ersteinschreitern helfen, also jenen Beamten, die als erses am Tatort sind."
So kann zum Beispiel schon das einfache Abfotografieren der Steckplätze an der Hinterseite des Computers eines Verdächtigen zu einem hieb- und stichfesten Beweismaterial vor Gericht werden. Einfach Abmontieren hingegen kann Beweismaterial vernichten.