24.03.2004

497 MIO. EURO

Was das EU-Urteil für Microsoft bedeutet

Die Sanktionen, welche die EU heute über Microsoft verhängt hat, werden das Unternehmen mehr schmerzen als die Geldbuße von 497 Mio. Euro, die mit dem Urteil einhergeht.

Auflösung der Verkettung von Windows und Windows Media Player und Offenlegung von Serverschnittstellen - das sind knapp zusammengefasst die Kernpunkte des Urteils. EU-Kommissar Mario Monti hat sich gegen Ende seiner Amtszeit persönlich dafür eingesetzt, einen Präsedenzfall zu schaffen.

Durch die Gegenklagen Microsofts könnte sich das endgültige Urteil jedoch noch vier bis sieben Jahre verzögern.

Erst im Vorjahr hatte Microsoft 750 Mio. USD an AOL Time Warner gezahlt, um einen Kartellstreit zwischen den beiden Unternehmen zu beenden. "Es ist höchstens eine kleine Beule in der Bilanz", so Analyst Matt Rosoff zur aktuellen Strafzahlung.

Bündel-Politik als strategisches Mittel

Allerdings haben die PC-Hersteller schon jetzt die Möglichkeit, auf die neuen Rechner alternativ oder zusätzlich auch Konkurrenzprodukte wie den Player von RealNetworks und das Musikprogramm iTunes von Apple Computer aufzuspielen.

Microsoft verfolgt mit seiner Bündel-Politik, bei der Programme wie der Internet Explorer und der Media Player an Windows gekoppelt werden, vor allem strategische Ziele, um die überragende Stellung der Windows-Plattform auf dem Markt zu verteidigen. Daher verlangt der Software-Konzern für diese Zusatzprogramme auch kein Geld.

Gleichgültigkeit in den USA

In den USA reagierten die Behörden in den Tagen vor dem Urteil eher gleichgültig. Das Justizministerium zeigte sich diplomatisch, hielt aber fest, die US-Angelegenheiten selbst regeln zu wollen. Man betonte die guten Beziehungen zu den EU-Behörden und lobte indirekt die EU-Kommission, die "ein entsprechendes Gerüst geschaffen hat, um in diesem wichtigen Sektor für Wettbewerb zu sorgen".

Die Beziehungen zwischen USA und EU waren in der Vergangenheit durch Irak-Krieg, Dollar-Schwäche, Privacy-Streits und Debatten über gentechnisch modifizierte Nahrung ohnehin gespannt genug.

Währenddessen hat Microsoft an mehreren Fronten zu kämpfen. Derzeit läuft ein Gerichtsverfahren in Minnesota - Anlass sind zu hohe Rechnungen für rund eine Million Unternehmen und Privatpersonen. Unabhängig davon wird in den USA das ursprüngliche Kartellurteil überprüft - unter anderem verlangt Massachusetts härtere Strafen. Und RealNetworks, Profiteur des EU-Urteils, hat Microsoft auch in den USA verklagt.

In Japan braut sich indessen eine ähnliche Situation wie in den USA und in der EU zusammen - japanische Behörden prüfen, ob Microsoft seine Marktmacht ausgenutzt hat, um Händlern strenge Restriktionen aufzuerlegen. Microsoft hat als Antwort die entsprechenden Verträge entschärft und verspricht nun, vollständig mit den Behörden zu kooperieren.