"Hohler Sieg der EU-Kommission"
Die für morgen erwartete Verfügung der EU-Kommission im Marktmissbrauchsverfahren gegen Microsoft wird den weltgrößten Softwarekonzern nicht hart treffen, meint die Marktforschungsagentur Gartner.
Die EU-Kommission verfolgt den Fall demnach nur um die eigene Glaubwürdigkeit zu bewahren und "einen Sieg zu erklären".
Dieser Sieg sei aber "hohl", weder Geldstrafen noch andere Rechtsmittel würden dem Geschäft von Microsoft wesentlich schaden, so Gartner in einer Analyse zu der erwarteten Verfügung der EU-Kommission.
Brüssel will Microsoft mit einem Bußgeld von fast einer halben Milliarde Euro bestrafen. Microsoft hat bereits angekündigt, alle Rechtsmittel gegen die erwartete EU-Kommissionsentscheidung ausschöpfen zu wollen.

Kaum Auswirkungen auf den Markt
Sollte die EU-Kommission Microsoft dazu zwingen, künftig zwei Versionen des PC-Betriebssystems Windows - eine mit Media Player und eine ohne - auszuliefern, wird das laut Gartner kaum Auswirkungen auf den Markt haben.
Die Konsumenten würden sich ohnedies für die Variante mit mehr Funktionen, also inklusive Media Player, entscheiden, sofern beide Versionen wie erwartet zum gleichen Preis verkauft werden.
Auch für Computerhersteller gäbe es kaum Auswirkungen, da diese bereits jetzt andere Produkte zur Medienwiedergabe vorinstallieren könnten, so die Marktforschungsagentur.
Der Fall Microsoft beschäftigt bereits seit Jahren die EU-Kommission in Brüssel. Schon im Jahr 2000 hatte die Kommission dem Konzern Wettbewerbsvergehen vorgeworfen.

Strategisches Interesse
Trotz der geringen erwarteten Auswirkung des morgigen Rechtsspruchs der EU-Kommission ist der Media Player laut Gartner für Microsoft jedoch Dreh- und Angelpunkt der Strategie für digitale Medien.
Daher geht der Marktforscher davon aus, dass sich Microsoft insbesondere gegen die Verbannung des Media Players aus dem Betriebssystem Windows zur Wehr setzen wird.
Die Medienbranche würde gerade damit beginnen, die Windows Digital Rights Management-Technologie [DRM] zu übernehmen.
Die EU wirft Microsoft vor, sein Monopol bei dem auf neun von zehn PCs installierten Betriebssystem Windows auszunützen, um seine Anwendungsprogramme besser vermarkten zu können. Dabei geht es in erster Linie um vorinstallierte Anwenderprogramme.