"Krieg" um die Internet-Verwaltung
VeriSign, Verwalter der .com- und .net-Domains, hat die Internet-Verwaltung ICANN [Internet Corporation for Assigned Names and Numbers] verklagt, was von Beobachtern als "Krieg" um die Macht im Netz aufgefasst wird.
Anlass der Klage ist das Verbot von Verisigns SiteFinder-Dienst durch die ICANN.
VeriSign hatte seit 15. September alle [Fehl-]Abfragen von nicht existenten .com- und .net-Domains auf seine eigene Suchmaschine umgeleitet. Konkurrenten wie auch ICANN sahen darin einen Verstoß gegen Internet-Standards und das Ausnützen der marktbeherrschenden Stellung.
VeriSign hatte lange ein Monopol auf die Vergabe der ".com"-, ".net"- und ".org"-Domains, inzwischen verwaltet das Unternehmen immer noch die Datenbank aller registrierten ".com"- und ".net"-Domains.

"Krieg" im Netz
VeriSign will mit einer jetzt in Los Angeles eingebrachten Klage erreichen, dass die ICANN den SiteFinder offiziell toleriert und außerdem Schadenersatz in noch unbekannter Höhe zahlt, der die Verdienstausfälle durch den ICANN-Bann kompensieren soll.
Vor allem der letzte Punkt lässt Beobachter von einer offenen Kampfansage gegen die Autorität der ICANN sprechen. "Das ist ein Krieg," kommentierte etwa Jonathan Weinberg, Jus-Professor an der Wayne State University.
Dabei spielt natürlich eine erhebliche Rolle, dass ausgerechnet VeriSign gegen die Autorität der ICANN klagt, da das Unternehmen durch die Gründung der Organisation erheblich an Macht eingebüßt hat: Bis zur Gründung der ICANN hatte das Unternehmen ein ungefochtenes Monopol auf die Verwaltung der ".com"-, ".net"- und ".org"-Domains.
VeriSign überlegt bereits seit einigen Wochen, den Betrieb seines umstrittenen SiteFinder-Dienstes wieder aufzunehmen. In einer Konferenzschaltung mit Investoren sagte VeriSign-Chef Stratton Scalvos Anfang Februar, dass die kontroversielle Suchmaschine bereits im April wieder online gehen könnte.

Wackelige Autorität
Die ICANN steht eigentlich seit ihrer Gründung, die durch die US-Regierung initiiert wurde, unter Rechtfertigungsdruck.
Dabei wird der Organisation immer wieder vorgeworfen, nicht ausreichend legitimiert zu sein und sich undemokratisch zu gebärden.
Sollte VeriSign mit seiner Klage Erfolg haben, wäre die ohnehin schon wackelige Autorität der ICANN nach Meinung vieler Beobachter ernsthaft beschädigt und auf Dauer in Frage gestellt.
Zuletzt forderte eine Reihe von Entwicklungs- und Schwellenländern im Vorfeld des UNO-"World Summit on Information Society" [WSIS], dass die Internet-"Verwaltung" auf ein UNO-Gremium übertragen werden soll.
