Verisign "stiehlt" MSN und AOL den Müll
Verisign, Verwalter der ".com"- und ".net"-Domains, will sich ein neues Geschäftsfeld erschließen, indem falsch eingegebene Adressen auf eine eigene Suchmaschine namens "Sitefinder" umgeleitet werden.
Laut Verisign werden täglich rund 20 Millionen Adressen mit ".com" oder ".net" falsch eingetippt. Derzeit erhalten die Surfer entweder schlicht eine Fehlermeldung oder sie werden auf Suchseiten von Microsoft oder AOL weitergeleitet.
Diesen Verkehr will Verisign jetzt offensichtlich kommerziell nutzen, wozu das Unternehmen mit zwei ungenannten Suchmaschinen-Anbietern kooperiert. Über diese können beispielsweise mit bezahlten Suchergebnissen Werbeeinnahmen erzielt werden.
Verisign hatte lange ein Monopol auf die Vergabe der ".com"-, ".net"- und ".org"-Domains, inzwischen verwaltet das Unternehmen immer noch die Datenbank aller registrierten ".com"- und ".net"-Domains.

Konkurrenz nicht erfreut
Konzerne wie AOL und Microsoft machen falsch eingegebene URLs - auch "Trash-Traffic" genannt - bereits jetzt kommerziell nutzbar, indem sie die User auf ihre eigenen Suchmaschinen weiterleiten, auf deren Sites sich Anzeigen befinden.
Die MSN-Suche führt die US-Charts der Suchmaschinen vor Yahoo, Google, AOL und Ask Jeeves an - zu einem guten Teil durch die Voreinstellung des Internet-Explorers, der bei falsch eingegebenen Adressen auf die Microsoft-Suchseite umleitet.
Zwar versicherte Verisign, dass AOL und Microsoft den "Sitefinder" auch weiterhin zu Gunsten ihrer eigenen Suchseiten unterdrücken können, erste Tests fielen allerdings zwiespältig aus. Auch zeigten sich die etablierten "Müllverwerter" nicht erfreut ob der neuen Konkurrenz.
AOL untersucht derzeit "seine Optionen" in der Sache, was vor allem bedeuten sollte, dass mögliche juristische Schritte geprüft werden.

Monopolmissbrauch
Aber nicht nur die kommerzielle Konkurrenz beobachtet das neue Verisign-Service skeptisch, auch die Internet-Verwalter der ICANN [Internet Corporation for Assigned Names and Numbers] haben Bedenken:
"Das Service könnte gegen etablierte Internet-Standards verstoßen", kommentierte der ICANN-Vorsitzende Vincent Cerf.
Verisign sieht sein neues Service unterdessen vor allem als Dienst am Surfer, dem angeblich zukünftig Verwirrungen erspart blieben.
Die Umleitung des Trash-Traffic auf die neue Site soll am Dienstag im Laufe des Tages erfolgen.
