Tiscalis Kater nach dem Einkaufsrausch
Der italienische Internet-Anbieter Tiscali, seit 2001 in Österreich aktiv, schließt einen Rückzug aus Österreich nicht aus.
"Wir haben noch keinen Beschluss über Österreich gefasst, wir beobachten, wie sich die Lage weiter entwickelt", sagte Tiscali-Präsident Renato Soru bei der Vorstellung der Bilanz 2003 seiner Gruppe in Mailand.
Tiscali hatte in den vergangenen Monaten mit einer Einkaufstour auch in Österreich für Aufsehen gesorgt. Dabei wurden die Internet-Anbieter Planetone, Liberty Surf, surfEU, Line One, Nacamar/World Online, Merlin und Vianet sowie zuletzt im Mai 2003 die EUnet [vormals KPNQwest] übernommen.
Soru bekundete seine Absicht, sich aus einigen Ländern zurückziehen zu wollen, in denen der Umsatz zu niedrig sei. Tiscali denke etwa an einen Rückzug aus der Schweiz, Schweden, Norwegen und Südafrika.
"Informelle Kontakte" mit Telekom-Betreibern, die Tiscalis Beteiligungen in den nicht strategischen Ländern übernehmen könnten, seien bereits im Gange, so Soru weiter. Von den Veräußerungen erwartet sich der Tiscali-Chef Einnahmen zwischen 50 und 100 Mio. Euro.

Konzentrierung
Das sardische Telekommunikationsunternehmen will sich künftig verstärkt auf Italien, Frankreich, Deutschland, Großbritannien und die Benelux-Länder konzentrieren, wo die Gruppe 80 Prozent des Umsatzes generiert.
Der Konzern wolle sich auch auf Tschechien konzentrieren, wo der Markt wachse. Tschechien könne auch als Basis für eine weitere Expansion in Osteuropa dienen, teilte Soru mit.
Der Tiscali-Gründer dementierte Gerüchte über einen möglichen Einstieg eines finanzstarken ausländischen Partners. "Wir arbeiten gern alleine", bekundete Soru, der auf der Suche nach einem Nachfolger ist.
Der 46-jährige Soru will mit einer eigenen Liste die Führung der Region Sardinien übernehmen. Der gebürtige Sarde will an der Spitze einer Mitte-Links-Koalition das Bündnis um Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi herausfordern. Wegen einer Krise im sardischen Rat werden die Regionalwahlen im Juni stattfinden.

Zahlen von 2003
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2003 konnte Tiscali den Nettoumsatz um 21 Prozent auf 902,7 Mio. Euro steigern. Der EBIT-Verlust halbierte sich von minus 504,9 auf minus 215,8 Mio. Euro.
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen [EBITDA] verbesserte sich auf 74,7 Mio. Euro nach einer Mio. Euro im Jahr 2002. Tiscali hatte Ende 2003 7,8 Mio. Kunden unter Vertrag, davon 840.000 Breitbandkunden.
Bis 2008 will Tiscali weltweit fünf Mio. ADSL-Kunden unter Vertrag haben, bis Ende des laufenden Jahres sollen es 1,6 Millionen sein.
Im vierten Quartal 2003 stieg der Umsatz um 25 Prozent auf 250,8 Mio. Euro. Das EBITDA betrug in dem Zeitraum 27,6 Mio. Euro.
Für 2004 rechnet Tiscali mit einem Umsatzwachstum von 30 Prozent auf 1,2 Mrd. Euro. Das EBITDA soll elf Prozent des Umsatzes ausmachen, im Vorjahr waren es acht Prozent. Die Gesellschaft plant Investitionen im Wert von zehn Prozent ihres Umsatzes 2004.
