21.01.2004

DEUTSCHLAND

Erster Tag im Mannesmann-Prozess

Der erste Tag im mit Spannung erwarteten Mannesmann-Prozess ging heute am Düsseldorfer Landgericht zu Ende.

Die Kammer wird morgen erneut zusammenkommen. Dann wollen sich fast alle der sechs Topmanager und Gewerkschafter zu den Vorwürfen der Untreue oder der Beihilfe dazu äußern. Ex-Mannesmann-Chef Klaus Esser kündigte eine fünfstündige Stellungnahme an.

Zu Beginn versuchte die Verteidigung das Verfahren platzen zu lassen. Zuerst versuchten die Verteidiger die Verlesung der Anklageschrift zu verhindern. Sie sei rechtswidrig, weil sie nicht dem Eröffnungsbeschluss des Landgerichts angepasst worden sei. Das wurde von der zuständigen Richterin Brigitte Koppenhöfer abgelehnt. Das Gericht lehnte zudem den Antrag der Verteidiger, die Zuständigkeit der Kammer zu prüfen, umgehend ab.

"Erfolgreiche werden bestraft"

Die Staatsanwaltschaft bekräftigte ihrerseits, die Abfindungen seien überhöht gewesen und unrechtmäßig gewährt worden.

Angeklagt sind unter anderem der Vorstandschef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, der ehemalige IG-Metall-Chef Klaus Zwickel und der damalige Mannesmann-Chef Klaus Esser. Sie und drei weitere Manager und Gewerkschafter müssen sich wegen des Verdachts der schweren Untreue oder Beihilfe dazu verantworten.

Vor Beginn des Prozesses sagte Ackermann, dass er das Verfahren für nicht nachvollziehbar halte: "Das ist das einzige Land, wo diejenigen, die erfolgreich sind und Werte schaffen, deswegen vor Gericht stehen."

Andere Angeklagte zeigten sich zuversichtlich und beteuerten erneut ihre Unschuld. "Ich bin sicher, dass festgestellt wird, dass ich korrekt gehandelt habe", betonte Esser.

Was aus Mannesmann wurde

Die Mannesmann-Industriesparte Atecs [Maschinenbau, Autotechnik] verkaufte Vodafone in einem Bieterwettbewerb an Siemens und Bosch. Ursprünglich wollten die Briten den Bereich wie schon von Mannesmann geplant an die Börse bringen.

Das defizitäre Röhrengeschäft wurde zum symbolischen Preis von einem Euro an Salzgitter verkauft. Ein gutes Geschäft machte Vodafone dagegen mit dem Verkauf des Luxusuhren-Bereichs an den Schweizer Investor Richemont. Die Festnetzsparte Arcor gehört zwar noch zu Vodafone, steht aber auf der Verkaufsliste.

Aus dem Versprechen des früheren Vodafone-Chefs Chris Gent, in Düsseldorf die Europa-Zentrale zu etablieren, wurde bisher nichts. Im inzwischen sanierten Mannesmann-Hochhaus ist nun die Vodafone-Datenverarbeitung untergebracht.