Mannesmann-Prozess beginnt am 21. 1.
Der größten Übernahme der deutschen Wirtschaftsgeschichte folgt ein ebenso spektakulärer Strafprozess: Am 21. Jänner beginnt vor dem Düsseldorfer Landgericht der Mannesmann-Prozess.
Die Staatsanwaltschaft wirft Prominenten der deutschen Wirtschaft - unter anderem dem ehemaligen Mannesmann-Chef Klaus Esser und den ehemaligen Mannesmann-Aufsichtsräten, dem Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann und dem ehemaligen IG-Metall-Chef Klaus Zwickel - Untreue oder Beihilfe zur Untreue im Zusammenhang mit der Übernahme des Konzerns durch Vodafone Anfang 2000 vor.
Dabei geht es um die umstrittene Zahlung von Prämien und Pensionen in Höhe von bis zu 57 Mio. Euro.
Die Übernahmeschlacht zwischen der Mannesmann AG und dem britischen Mobilfunkkonzern Vodafone tobte fast drei Monate lang. Anfang Februar 2000 hatten die Briten den Kampf für sich entschieden. Für rund 180 Mrd. Euro über einen Aktientausch ging einer der erfolgreichsten deutschen Konzerne der 90er Jahre in das Eigentum eines ausländischen Unternehmens über.

Goldene Fallschirme
Als der Übernahmekampf verloren schien, wurde bekannt, dass Mannesmann-Vorstandschef Klaus Esser, in der Boulevardpresse inzwischen zum "Superhirn" aufgestiegen, der Abgang mit mehr als 30 Mio. Euro versüßt wird.
Insgesamt wurden knapp 57 Mio. Euro ausgeschüttet, die nach Ansicht der Ankläger illegal waren. Schnell kursierte der Vorwurf, Esser habe sich seine Zustimmung zur Übernahme abkaufen lassen.
"Golden Parachutes" sind nach Fusionen für ausscheidende Vorstandsmitglieder im angelsächsischen Raum üblich, im deutschen Aktienrecht jedoch nicht vorgesehen.
Es gebe keinen Grund, 57 Mio. Euro zusätzlich zu den vertraglich geregelten Summen an ausscheidende Mitarbeiter zu verteilen, so die Kritiker der Vorgänge. Sie sehen das Konzernvermögen geschädigt, die Pflicht zu einem treuhänderischen Umgang mit Konzerngeldern verletzt.
Die Gegenseite kontert: Esser und seine Leute hätten das Vermögen der Aktionäre enorm gesteigert. Wenn jemand Leistungsprämien verdient habe, dann das Mannesmann-Management. Schließlich habe das fulminante Kurs-Feuerwerk selbst Kleinaktionären zu einigem Reichtum verholfen. Von den Vorwürfen, die ab nächster Woche zur Sprache kommen, sind nur noch die der Untreue und Beihilfe übrig geblieben. Von Bestechlichkeit und Korruption ist in der 460 Seiten starken Anklageschrift nicht die Rede, dennoch drohen als Höchststrafe zehn Jahre Haft.