22.09.2003

MANNESMANN

Abfindungsaffäre erschüttert Deutschland

Im bevorstehenden Mannesmann-Prozess ist die Anklage wegen des Verdachts der Untreue gegen den Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ohne jede Einschränkung zugelassen worden. Das berichtete ein Gerichtssprecher am Montag.

Das gelte auch für den ehemaligen IG-Metall-Vorsitzenden Klaus Zwickel. Der ehemalige Mannesmann-Chef Klaus Esser wird dagegen nur noch wegen Beihilfe zur Untreue angeklagt.

Wichtigster Banker unter Beobachtung

Im Zusammenhang mit dem Prozess hat die deutsche Finanzaufsicht Ackermann unter Beobachtung gestellt. Nach Informationen der "Financial Times Deutschland" prüft die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen [BaFin] bereits seit Wochen, ob Ackermann das Bankinstitut während des Prozesses weiter führen kann.

"Wenn er zwei oder drei Tage in der Woche im Gerichtssaal sitzt, ist es sehr fraglich, ob er seiner gesetzlich verlangten Sorgfaltspflicht noch nachkommen kann", zitierte das Blatt aus mit dem Fall vertrauten Kreisen.

Allerdings habe BaFin-Chef Jochen Sanio noch nicht entschieden. Bevor nicht klar sei, ob und wann der Prozess beginnt und ob Ackermann Rechtsmittel einlegt, werde es keinen Beschluss geben.

Mit dem Prozessbeginn wird nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Spiegel" im Spätherbst, vielleicht auch erst Anfang 2004 gerechnet.

Aktionärsschützer fordern unterdessen angesichts des kommenden Mannesmann-Prozesses eine Umverteilung der Machtbefugnisse in der Chefetage der Deutschen Bank:

"Das deutsche Aktienrecht geht von einem Vorstandsteam aus, in dem die Aufgaben breit auf zahlreiche Manager-Schultern verteilt sind", sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz [DSW], Ulrich Hocker. Die Deutsche Bank habe leider nach über 100 Jahren diese Tradition gebrochen und das angelsächsische CEO-Modell mit einer Machtkonzentration auf eine Person eingeführt.

"Die Schwächen des CEO-Modells werden jetzt grausam offengelegt", betonte Hocker. "Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie man gleichzeitig die potenziellen Risiken der Bank über 400 Mrd. Euro managen will. Im Gerichtssaal muss Herr Ackermann sein Handy ausschalten", betonte Hocker.

Hocker bekräftigte, Ackermann sollte bis zum Prozessende sein Amt als Vorstandschef der Bank wegen der Doppelbelastung ruhen lassen.