Startschuss für den Barcode-Nachfolger
Am Mittwoch geht in Chicago eine dreitägige Konferenz zu Ende, die endgültig das Ende des Barcodes als Markierungssystem für Konsumgüter einläuten dürfte.
Die kontaktlos per Funk auslesbaren RFID-Chips [Radio Frequency Identification] sollen vor allem die Produktions- und Auslieferungssysteme für Massengüter revolutionieren und sowohl den Herstellern als auch dem Handel Milliardeneinsparungen in der Logistik ermöglichen.
In den USA sorgt vor allem der Supermarkt-Konzern Walmart für ein hohes Tempo bei der Etablierung der Funkchips: Die 100 wichtigsten Lieferanten des Unternehmens müssen zum 1. Jänner 2005 ihre Waren mit RFID-Chips versehen, sonst droht ihnen der Verlust ihres wichtigsten Kunden
Damit dürften durch die entstehende Massennachfrage nach RFID-Chips die Preise auch auf ein Niveau fallen, das die weltweite Einführung der Technologie zur Markierung von Konsumgütern weiter beschleunigen wird.
Der RFID-Chip ist eine passive Komponente, die auf bestimmte Frequenzen mit der Aussendung von Informationen reagiert - beispielsweise Warendaten, die ansonsten von einem Arbeiter eingegeben oder per Barcodeleser einzeln eingescannt werden müssten. Das System funktioniert dabei je nach Umständen auf einige Meter Entfernung.

IBM bietet Unterstützung
In Chicago tagen schon seit zwei Tagen rund 1.000 Teilnehmer aus Forschung, Produktion und Handel zum Thema RFID: "Das 'Electronic Product Code Symposium' soll der Startschuss für die Technologie sein", sagte Kevin Ashton vom MIT [Massachusetts Institute of Technology].
Ashton ist Direktor des RFID-Entwicklungs- und Standardisierungsgremiums AutoID Center, in dem unter der Führung des MIT alle beteiligten Industrien organisiert sind: "Wir überqueren jetzt die Linie zwischen Forschung zur Realität", gibt sich Ashton anlässlich der Konferenz sicher.
Allein durch die erwarteten Investitionen von rund zwei Milliarden USD, welche die Walmart-Lieferanten zur Einführung des Systems tätigen werden, scheint sich diese Einschätzung zu bestätigen: So kündigte beispielsweise IBM auf der Konferenz an, Händler beim Umstieg auf RFID zu unterstützen.
IBM will es mit seinem "Websphere Business Integrator" Händlern ermöglichen, RFID nahtlos in ihre bestehenden Lager- und Logistiksysteme einzufügen.

Datenschutzbedenken
Während allerdings im Logistikbereich bis zu 25 Prozent Einsparpotenzial durch die RFID-Einführung ausgemacht werden, sehen Konsumenten- und Datenschützer in der lückenlosen Verfolgbarkeit auch einzelner Produkte ein Problem:
Denn anders als beim Barcode können mittels RFID und dem EPC [Electronic Product Code] nicht nur Produktgruppen, sondern einzelne Packungen identifiziert werden. Die dazu nötigen Spezifikationen hat das AutoID bereits erstellt und auch detaillierte Pläne für das Online-Tracking individueller Packungen von der Herstellung bis zur Müllhalde entwickelt.
Kevin Ashton vom AutoID Center versicherte jetzt allerdings, dass Datenschutzbedenken durchaus ernst genommen würden, und versprach, dass jedes Produkt mit einem Funkchip klar gekennzeichnet und der Kunde außerdem darüber aufgeklärt wird, wie der RFID-Chip zu entfernen bzw. zu deaktivieren sei.
Von Philips, Alien Technology und Matrics werden demnächst Lösungen erwartet, bei denen die Chips mit einem Ausschalter versehen werden, der ebenfalls via Funk arbeitet. Dabei sollen einmal deaktivierte Chips danach nicht mehr eingeschaltet werden können, weshalb man von einer "Kill"-Lösung spricht.
