Biometrie versagt bei der "Terrorabwehr"
Aufgeschreckt durch die Terroranschläge vom 11. September 2001 haben die US-Flughäfen im Sicherheits- und Überwachungsbereich seitdem massiv aufgerüstet.
Bürgerrechtler und Datenschützer warnten dabei von Anfang an, dass die eingesetzten Biometrie-Systeme die Persönlichkeitsrechte einschränken würden und außerdem zur Vermeidung von Anschlägen ungeeignet seien.
Ein erst jetzt bekannt gewordener Test verschiedener Gesichtserkennungssysteme am Flughafen von Boston, der bereits im Sommer 2002 durchgeführt wurde, gibt jetzt den Skeptikern recht: Demnach haben die Systeme "ausgiebig" versagt.
Die Systeme arbeiten unterschiedlich, doch das Prinzip ist immer das gleiche. Die Gesichter der Passagiere werden mit einer digitalen Kamera aus bis zu 15 verschiedenen Winkeln aufgenommen und Charakteristika wie Nase, Ohren, Wangen in 80 digitale Kennzeichen zerlegt. Diese Daten werden dann mit den Fotos bekannter Terroristen oder Krimineller abgeglichen. Bei einer Übereinstimmung von 14 Kennzeichen schrillt an den Sicherheitskontrollen der Alarm auf.

Freigabe per Gerichtsbeschluss
Die Testergebnisse aus Boston wurden erst jetzt veröffentlicht, da sie zunächst unter Verschluss gehalten worden waren und erst nach einer Klage der American Civil Liberties Union [ACLU] nach dem "Freedom of Information Act" freigegeben wurden.
In dem Test spielten eine Reihe von Flughafen-Mitarbeitern die "Terroristen", deren Gesichter in der Datenbank entsprechend qualifiziert wurden. Innerhalb von drei Monaten schlugen die Systeme 153 Mal korrekt Alarm, während sie 96 Mal versagten.
Der Flughafen setzt allerdings weiterhin auf Biometrie: Derzeit werden Infrarot- und Iris-Scan-Systeme zur Erkennung von "verdächtigen Personen" getestet.

Biometrie-Schlappe
Mit den Ergebnissen aus Boston muss die Gesichtserkennung als Sicherheitsinstrument schon die zweite empfindliche Niederlage innerhalb kurzer Zeit einstecken:
In der US-Stadt Tampa in Florida war erst letzte Woche ein umstrittenes Biometrieprojekt offiziell für gescheitert erklärt worden. Laut Polizeichef Bennie Holder hat sich die Polizei auf Grund mangelnder Ergebnisse entschlossen, den jährlichen Vertrag mit Identix, der Herstellerfirma der Gesichtserkennungssoftware, nicht zu verlängern.
In den zwei Jahren seit Juni 2001, in denen die Kameras installiert waren, konnte keine einzige verdächtige Person mit Hilfe der Kameras identifiziert oder festgenommen werden, so eine Stellungnahme der örtlichen Polizei.
Das Überwachungssystem sollte verdächtige Personen automatisch erkennen: 36 Gesichtserkennungs-Kameras filmten Passanten auf den Straßen und verglichen die Aufnahmen mit einer Kriminellen-Datenbank.
