"Sinnlose" Biometrie an US-Flughäfen
Aufgeschreckt durch die Terroranschläge vom 11. September rüsten die US-Flughäfen im Sicherheits- und Überwachungsbereich derzeit massiv auf.
Der erste Flughafen, der mit einem neuen biometrischen Überwachungssystem ausgerüstet wurde, ist Fresno in Kalifornien. In den kommenden Tagen und Wochen sollen der Internationale Flughafen von Boston, der Internationale Flughafen Palm Beach in Florida und der Flughafen Dallas/Fort Worth in Texas hinzukommen.
Bürgerrechtler und Datenschützer meinen unterdessen, dass die Systeme zur Vermeidung von Anschlägen ungeeignet sind und gleichzeitig die Persönlichkeitsrechte einschränken.
Die Systeme arbeiten unterschiedlich, doch das Prinzip ist immer das Gleiche. Die Gesichter der Passagiere werden mit einer digitalen Kamera aus bis zu 15 verschiedenen Winkeln aufgenommen und Charakteristika wie Nase, Ohren, Wangen in 80 digitale Kennzeichen zerlegt. Diese Daten werden dann mit den Fotos bekannter Terroristen oder Krimineller abgeglichen. Bei einer Übereinstimmung von 14 Kennzeichen schrillt an den Sicherheitskontrollen der Alarm auf.

US-Forderungen ans Ausland
"Ein Gesicht ist wie ein Fingerabdruck", erklärt der Chef des Software-Unternehmens Visionics, Joseph Atick. Ihm schwebt vor, dass künftig bereits alle Passagiere, die in die USA wollen, am Ticketschalter ihres Heimatlandes biometrisch abgetastet und überprüft werden.
Damit schlägt Atick in die selbe Kerbe wie die US-Regierung, die von den ausländischen Fluggesellschaften von Januar an verlangt, ihre Passagierlisten vorab elektronisch an die Einwanderungsbehörden zu übermitteln, damit die Daten schon vor Abflug mit Terroristenlisten abglichen werden können.
Doch selbst Visionics und das Konkurrenzunternehmen Viisage gestehen ein, dass ihr System nicht ähnlich sicher ist wie ein Fingerabdruckvergleich. Die Fehlerquote ist deutlich höher. Im Vergnügungsviertel von Tampa, wo das System im vergangenen Sommer erstmals in den USA zum Schutz vor Kriminellen eingesetzt wurde, lag die offizielle Fehlerquote bei 2,5 Prozent.

Abbau gefordert
Die amerikanische Bürgerrechtsvereinigung ACLU schätzt die Fehlerquote dagegen je nach Alter der Bilder der gesuchten Terroristen deutlich höher ein.
Auch könnte ein Terrorist das System mit kleinen kosmetische Veränderungen oder einer anderen Frisur täuschen. Zwar bietet die Software dafür Korrekturen an, doch damit wird die Fehlerquote noch höher.
Eine so große Fehlerquote könnte nicht nur den gesamten Flugbetrieb massiv aufhalten, denn jedes Mal, wenn ein Alarm losgeht, müssen die Sicherheitskräfte den Passagier überprüfen. Es besteht auch die Gefahr, dass unschuldige Passagiere festgenommen werden.
Die ACLU forderte den Flughafen Fresno deshalb bereits auf, das System wieder abzubauen. Die Gefahren für die Bürgerrechte seien größer als der Nutzen. Die Datenschützer weisen darauf hin, dass keiner der 19 Terroristen vom 11. September mit dem System erwischt worden wäre, weil es schlicht und einfach keine Fotos von ihnen gab.
Dagegen bestehe die Gefahr, dass das System von den Ermittlungsbehörden immer weiter ausgeweitet werde und damit die Bewegungen von hundertausenden Passagieren verfolgt würden.

Laues Lüftchen
Erfolg versprechender aus Sicht von Kritiker scheint dagegen ein anderes High-Tech-Gerät. Beim "Ion Track" laufen die Passagiere durch einen leichten Luftstrom, den das Gerät dann auffängt und auf Spuren von Sprengstoff analysiert.
Im Gegensatz zu traditionellen Röntgengeräten, die das Gepäck auf Bomben durchleuchten, können der "Ion Track" und andere ähnliche Geräte damit binnen weniger Sekunden Sprengstoff am Körper eines Passagiers entdecken.
Als erster Flughafen setzt Knoxville im Bundesstaat Tennessee den Sprengstoff- Schnüffler ein. Ob allerdings damit der "Schuhsprengstoff"-Attentäter gefasst worden wäre, ist unklar.