Ein US-Bundesstaat gegen Microsoft
Das US-Kartellverfahren gegen Microsoft scheint derzeit auf einen hartnäckigen Streit zwischen dem Konzern und einem einzelnen US-Bundesstaat hinauszulaufen. Von den 20 anfänglich vertreten US-Bundesstaaten ist seit zwei Wochen nur noch Massachusetts gegen den außergerichtlich getroffenen Vergleich im Kartellstreit.
Allerdings scheint Massachusetts entschlossen, seinen Standpunkt auch alleine zu verteidigen: Der Bundesstaat wirft Microsoft jetzt vor, erneut gegen die Kartellauflagen verstoßen zu haben.
Demnach soll ein Händler Nachteile erlitten haben, weil er Linux-PCs verkauft hatte. Dazu wirft Massachusetts' Justizminister Tom Reilly dem Konzern weitere, bisher nicht genannte Verstöße vor.
Die aktuellen Vorwürfe können als Signal dafür gewertet werden, dass Massachusetts entschlossen ist, die Berufungsverhandlung, die am 4. November beginnen soll, weiter mit harten Bandagen auszufechten und sich nicht wie zuletzt West Virginia auf einen Vergleich einzulassen.
Zunächst wollte auch West Virginia den im vergangenen November geschlossenen Vergleich zwischen dem US-Justizministerium und Microsoft kippen. Vor rund drei Wochen einigte sich der Bundesstaat allerdings dann außergerichtlich mit MS.

Die Kontrahenten
Microsoft wehrt sich gegen die von Massachusetts verlangten härten Sanktionen, weil diese "nur bestimmten Mitbewerbern, aber nicht den Konsumenten helfen würden". Der Konzern wies dementsprechend auch die aktuellen Vorwürfe als unbegründet zurück.
Der Bundesstaat vertritt unterdessen die Meinung, dass die Vereinbarung zwischen MS und dem Justizministerium mangelhaft sei und nicht den grundlegenden Auftrag erfülle, den Konzern bei der Ausübung der strittigen Praktiken zu stoppen.
Microsoft argumentiert wiederum, dass die Argumente der Gegenseite auf Fakten basieren, die vom Gericht bereits im ursprünglichen Verfahren zurückgewiesen wurden.

Die zweite Front
Aber auch von andere Seite wird Microsoft derzeit wieder eher kritisch beobachtet:
Die Wettbewerbshüter des US-Justizministeriums sind nach eigenen Angaben weiterhin besorgt über das Verhalten des Softwarekonzerns, was den Zugang der Konkurrenten zum Quellcode des Betriebssystems Windows betrifft.
In einem Bericht an ein Bundesgericht schrieben die Mitarbeiter des Ministeriums Ende letzter Woche, sie seien nach wie vor unzufrieden mit der Gebührenstruktur, die Microsoft an die Konkurrenz für den Zugang zum Software-Code angeboten habe, den sie zur Anpassung ihrer Produkte an das Windows-Betriebssystem brauchen.
Die Lizenzbedingungen könnten für Unternehmen wie Sun Microsystems, das mit Microsoft auf dem Software-Markt für Netzwerkcomputer im Wettbewerb stehe, wichtig sein, hieß es.
