DT-Chef brennt Stimmungsfeuerwerk ab
Auf der Hauptversammlung der Deutschen Telekom [DT] in Köln vor rund 7.000 versammelten Aktionären hat der neue Konzernchef Kai-Uwe Ricke am Dienstag ein wahres Stimmungsfeuerwerk abgebrannt:
So soll die DT bis 2007 ganz unbescheiden zum weltweit führenden Dienstleister in der Telekom-Branche aufsteigen.
Zu den Maßnahmen gehörten eine stärkere Kundenorientierung, die Verbesserung der Qualität und Effizienz, sagte Ricke. "Unser Ziel lautet: mit exzellenten Produkten und Services gutes Geld verdienen."
Der größte Telekom-Konzern Europas hatte im vergangenen Jahr mit knapp 25 Mrd. Euro einen Rekordverlust eingefahren. Im ersten Quartal 2003 kehrte der Konzern aber überraschend schnell in die Gewinnzone zurück.
Die DT wird nach den Worten Rickes nach der Ertragswende im ersten Quartal auch in den folgenden Monaten eine positive Entwicklung aufweisen. Der frühere Mobilfunkchef der DT steht seit November vergangenen Jahres an der Spitze des Unternehmens.

Hackeln an der Basis
Dem neuen Ziel der Kundenorientierung müssen sich auch die DT-Vorstände unterwerfen:
Ricke verordnete sich und seinen Kollegen eine Kur an der Basis. Die gesamte Führungsmannschaft werde regelmäßig einen Tag lang im Vertrieb arbeiten - etwa in einer der T-Punkt-Verkaufsstellen, versprach Ricke.
Er selbst sei dabei natürlich eingeschlossen: "Das sind keine Höflichkeitsbesuche." Der Vorstand werde die Kunden beraten und sich mit ihrer Kritik auseinander setzen. "Das sind ausgesprochen lehrreiche Erfahrungen", sagte Ricke.
Ihre finanzielle Handlungsfähigkeit soll die DT nach Rickes Worten durch Effizienzsteigerungen, Investitionskürzungen und den Verkauf von Beteiligungen wieder zurückgewinnen. Ricke bekräftigte das Ende 2002 beschlossene Ziel, die Verschuldung auf 50 bis 53 Mrd. Euro bis Ende 2003 zu senken. Ende März lag die Verschuldung bei 56,3 Mrd. Euro nach rund 67 Mrd. Euro zum Vorjahreszeitpunkt.

Keine Dividende
Von den Aktionären verlangte Ricke Verständnis für den geplanten Ausfall der Dividende für das Geschäftsjahr 2002. Die finanzielle Gesundung des Konzerns werde dadurch nachhaltig unterstützt, sagte der Konzernchef. Durch den Dividendenverzicht werden rund 1,6 Mrd. Euro gespart.
Für das Geschäftsjahr 2001 hatte die Dt ihre Dividendenzahlung bereits um rund 40 Prozent auf 37 Cent je Anteilsschein gesenkt. Über den Zeitpunkt einer Wiederaufnahme der Dividendenausschüttung machte Ricke heute keine Angaben.
Im Gegensatz zur harschen Kritik, die sich Vorstand und Aufsichtsrat auf der letztjährigen Hauptversammlung von den damals mehr als 10.000 Aktionären anhören mussten, erntete Ricke von den Anteilseignern Beifall für seine Ausführungen zu Sparbemühungen bei den Gehältern der Führungskräfte.
WestLB hebt Gewinnschätzung an
Die Analysten der WestLB haben unterdessen ihre Gewinnschätzung für die Deutsche Telekom in Reaktion auf die jüngsten Quartalszahlen deutlich angehoben. Die Schätzung für den Gewinn je Aktie für 2003 sei von minus 0,19 Euro auf 0,03 Euro erhöht worden, teilte die WestLB in einer Kurzstudie am Dienstag mit.
Börsenpsychologie
Die DT-Aktie führte am Dienstag auch die Gewinnerliste im Deutschen Aktienindex [DAX] mit einem Plus von knapp drei Prozent auf 11,92 Euro an:
"Die Aussagen von der Hauptversammlung sind nicht neu, aber sie bewegen doch offenbar die Anleger zur Rückkehr in die Aktie", kommentierten Händler die Kursbewegung.
Peinlicher Auftakt
"Kein Anschluss unter dieser Nummer", hieß es allerdings am Dienstag zunächst für Journalisten bei der DT-Hauptversammlung: Viele Telefone in dem Arbeitsraum auf der Empore der Kölnarena funktionierten zu Beginn der Aktionärsversammlung nicht. Techniker bemühten sich bis zum Mittag, das Problem zu beheben.