
Telekom Austria verlässt ISPA
Die Telekom Austria (TA) hat den Internet-Provider-Verband ISPA verlassen. Die ISPA repräsentiere nur noch ein paar Prozent des Endkundenmarkts für Internet-Anschlüsse, sagte TA-Sprecher Martin Bredl zu ORF.at.
Nach der UPC ist nun auch die Telekom Austria aus der ISPA ausgetreten. Das bestätigte TA-Sprecher Bredl auf Anfrage von ORF.at. Der Brief mit der Kündigung der TA-Mitgliedschaft sei kurz vor Jahresende abgeschickt worden.
Angesichts der veränderten Bedeutung des Provider-Verbands und der momentanen Wirtschaftslage müsse sich die TA wie alle andern Unternehmen überlegen, wie vorhandene Ressourcen eingesetzt würden, sagte Bredl.
"Neufokussierung"
Wenn man die Anbieter mobiler Internet-Zugänge mit einrechne - diese sind im Verband der alternativen Telekomanbieter (VAT) organisiert -, dann repräsentiere die ISPA nach Austritt der UPC sowie der TA gerade noch ein paar Prozent des Endkundenmarkts für Internet-Anschlüsse.
Im Zuge dieser "Neufokussierung" setze man weiterhin und verstärkt auf die "Internet-Offensive" der (vorherigen) Regierung, so Bredl, aber einschränkend: "Mal sehen, wie es damit weitergeht." Dazu würden die Aktivitäten der TA in verschiedenen Gremien der Wirtschaftskammer verstärkt und ausgebaut.
Die Reaktion der ISPA
"Wir finden das sehr bedauerlich", sagte der neue ISPA-Generalsekretär Andreas Wildberger in einer ersten Reaktion auf den TA-Austritt am Mittwoch zu ORF.at. Das Bedauern betreffe auch den Zeitpunkt, denn die neugewählte ISPA-Spitze sei gerade dabei, neue Schwerpunkte und Tätigkeitsbereiche zu definieren.
"Natürlich haben sich die Geister immer wieder am Wettbewerbsthema geschieden", so Wildberger weiter, "aber es hat durchaus auch gute Zusammenarbeit mit der TA in Gremien und Arbeitsgruppen gegeben."
Was die Repräsentanz der ISPA angehe, so vertrete man an die 200 österreichische Unternehmen, die in der Internetwirtschaft tätig seien, so der ISPA-Generalsekretär abschließend.
Austritt der UPC
Noch im Dezember war die Nummer zwei auf dem österreichischen Endkundenmarkt für Internet-Anschlüsse, der Kabel-TV-Anbieter UPC, aus der Assoziation ausgetreten.
Dem vorausgegangen war eine Kampfabstimmung um den neuen Vorstand des Provider-Verbands, wobei die TA erstmals selbst einen Kandidaten für den ISPA-Vorsitz nominiert hatte.
In der Abstimmung konnte sich mit Andreas Koman (Tele2) dann jedoch ein alternativer Anbieter durchsetzen, der langjährige ISPA-Präsident Roland Türke (UPC), der nicht mehr für die Präsidentschaft kandidierte, wurde nicht mehr in den Vorstand gewählt.
Das Schwelen
Hintergrund des eigentlich schon seit Jahren schwelenden Konflikts ist, dass die TA einerseits Mitglied der ISPA war und bis dahin im Vorstand auch mit zwei Personen vertreten war.
Andererseits war die TA jenes ISPA-Mitglied, das mit Riesenabstand zu den anderen über weitaus den größten Anteil an der Infrastruktur insgesamt verfügt.
Der Verlauf
Programmierte Konflikte
Mit dieser Ausgangslage waren Konflikte programmiert, und so kam es denn auch. Die ISPA warf in Gestalt ihres vormaligen Generalsekretärs Kurt Einzinger dem Telekomregulator Georg Serentschy regelmäßig vor, dass er in seinen Entscheidungen einseitig die Telekom begünstige.
Eine dieser umstrittenen Entscheidungen der Regulationsbehörde, die Telekom Austria in Ballungsräumen von der Regulation auszunehmen, hatte der österreichische Verwaltungsgerichtshof (VwGH) kurz vor Weihnachten aufgehoben.