Druck auf AOL Time Warner wächst
Nach der US-Börsenaufsicht ermittelt nach einem Pressebericht nun auch die Staatsanwaltschaft wegen möglichen Bilanzbetrugs bei AOL Time Warner.
Wie die Zeitung "USA Today" berichtet, arbeitet die Staatsanwaltschaft am Konzern-Sitz in Dulles im US-Bundesstaat Virginia dabei eng mit der Börsenaufsicht SEC zusammen.
Der Internet-Sparte AOL wird vorgeworfen, zwischen 2000 und 2002 ihren Umsatz durch zweifelhafte Transaktionen um 270 Millionen USD [274 Millionen Euro] "aufgeblasen" zu haben. Das Unternehmen hat die Vorwürfe allerdings zurückgewiesen.
Konzernchef Richard Parsons hatte am letzten Donnerstag bekannt gegeben, dass die US-Börsenaufsicht [SEC] die Bilanzpraxis des Unternehmens prüfen wird. Parsons beteuerte allerdings, bei AOL Time Warner gebe es keine Unregelmäßigkeiten.

Der Verdacht
Vor und nach ihrer Fusion mit Time Warner hat AOL angeblich Umsätze aus Werbeeinnahmen durch ungewöhnliche Transaktionen gesteigert.
Anfang Oktober 2000 sei dem AOL-Management klar geworden, dass der Gesellschaft im nächsten Jahr ein Verlust von 140 Millionen USD an Werbeumsätzen drohe, berichtete die "Washington Post" vor rund zwei Wochen.
Die Serie von ungewöhnlichen Transaktionen, die von 2000 bis 2002 anhielt, habe unter anderem die Verschiebung von Umsätzen in andere Bereiche umfasst, um das Online-Geschäft zu stützen. Auch habe AOL für das Internet-Auktionshaus eBay Werbung verkauft und als eigenen Umsatz verbucht.

Aktie war schon auf Erholungskurs
Die SEC-Untersuchung hatte die Aktien des Unternehmens Ende letzter Woche kräftig unter Druck gesetzt.
Der Aktienkurs fiel am Donnerstag zwischenzeitlich um 23 Prozent auf 8,80 USD, obwohl der Konzern gerade zum ersten Mal seit der Fusion unterm Strich schwarze Zahlen für ein Quartal vorgelegt hatte.
Inzwischen hat sich das Papier wieder auf 12,40 USD erholt, es dürfte allerdings heute angesichts der ausgeweiteten Ermittlungen wieder unter Druck geraten.

COO dringend gesucht
Der wachsende Druck auf den Konzern dürfte auch die Suche nach einem neuen Chief Operating Officer [COO] nicht gerade erleichtern.
AOL Time Warner sucht seit dem Abgang Robert Pittmans am Monatsanfang unter Zeitdruck einen neuen Chef.
Vor allem die Geschäfte von AOL verlangen nach einer Lösung bevor zum traditionellen Herbst-Termin eine neue Version der AOL-Software vorgestellt wird.
