26.06.2002

SCHOCK

Bildquelle: dpa/dpaweb/DPA/Werner Baum

Kursmassaker an Europas Börsen

Milliardenschwere Falschbuchungen bei dem US-Unternehmen WorldCom haben den Aktienmärkten weltweit einen schwarzen Mittwoch eingehandelt.

Die europäischen Aktienbörsen haben den Handelstag am Mittwoch durchwegs im Minus beendet.

Die zweitgrößte amerikanische Ferngesprächs-Telefonfirma hat Falschbuchungen von 3,85 Milliarden USD [vier Milliarden Euro] in ihren Büchern entdeckt und damit "Panik" an den internationalen Börsen ausgelöst.

Die Kursverluste zogen sich wie ein roter Faden durch alle Branchen. Besonders betroffen waren Telekom-, Technologie- und Medienwerte.

Crash bei DAX und NEMAX

In Frankfurt stürzte der DAX aufgrund der schlechten Nachrichten aus den USA bereits wenige Minuten nach Handelsstart unter 4000 Punkte und markierte bei 3947 Zählern den tiefsten Stand seit September. Damit hat sich das Börsenbarometer seit seinem Höchststand im März 2000 bei 7960 Punkten nahezu halbiert.

Im Laufe des Tages erholte sich der deutsche Leitindex wieder und notierte am Abend bei minus 2,47 Prozent auf 4.099,05 Stellen.

Noch dramatischer fielen zeitweise die Verluste am Neuen Markt aus: Der NEMAX 50 sank auf ein neues Rekordtief bei 547 Punkten. Der Index ist damit auf knapp 6 Prozent seines Höchststandes vom März 2000 geschrumpft. Doch auch der NEMAX 50 lag zuletzt nur noch 2,8 Prozent leichter bei 581 Punkten.

Gewinnwarnung von Alcatel

Zu WorldCom kamen noch schwache Zahlen des Chipherstellers Micron und eine Gewinnwarnung des französischen Telekom-Ausrüsters Alcatel.

Dessen Aktien verloren innerhalb weniger Minuten ein Fünftel an Wert und fielen auf 7,50 Euro. Zuletzt verbilligten sie sich um 14,87 Prozent auf 7,96 Euro.

An der Pariser Börse brach der CAC 40 auf 3561 Punkten ein - der tiefste Stand seit dreieinhalb Jahren. Am Nachmittag konnte sich der Index von seinen Tiefständen leicht erholen und verlor 3,2 Prozent auf 3646 Punkte.

Fünf CAC-40-Werte wurden in Paris wegen zu starker Kursverluste sogar vorübergehend vom Börsenhandel ausgesetzt: die Telefon-Aktien France Telecom, Orange und Alcatel, der Medienkonzern Vivendi Universal sowie die Versicherung Axa.

Der britische Leitindex sank am Morgen auf ein neues Jahrestief bei 4443 Zähler. Der FT-SE-100 Index schloss schließlich bei 4.531,0 Punkten und einem Minus von 100,0 Einheiten oder 2,16 Prozent. Seit Februar 2000 verlor das Börsenbarometer damit mehr als 30 Prozent.

Auch die Aktienmärkte in Mailand, Madrid und in Amsterdam standen tief im roten Bereich.

Die Verlierer

Das Papier des Chipherstellers Infineon verlor im DAX 10,5 Prozent auf 14,36 Euro. Die T-Aktie fiel am Morgen auf ein Rekordtief bei 8,14 Euro und verbilligte sich zuletzt um 8,4 Prozent auf 8,37 Euro. Die France Télécom-Aktie stürzte in Paris um 14,3 Prozent auf 9,19 Euro. Das Papier des französischen Medienunternehmens Vivendi Universal fiel um 9,7 Prozent auf 17,99 Euro. Zuletzt notierte das Papier mit 18,95 Euro.

Blaues Auge für Europas Börsen

Im Verlauf konnten sich die Märkte von ihren Tagestiefstständen sukzessive lösen, da die Wall Street mit ihren Verlusten die ärgsten Befürchtungen nicht erfüllte.

Im Gegensatz zu den europäischen Aktienbörsen, erholten sich die US-Börsen zum Handelsschluss nach anfänglichen Kursverlusten am Mittwoch vom WorldCom-Schock.

Der NASDAQ-Index konnte nach frühen Einbußen sogar höher schließen und die Hard- und Software-Branche konnte ihre Kurse halten oder verbessern.