AOL mit absolutem US-Rekordverlust
Der weltgrößte Medien- und Internet-Konzern AOL Time Warner hat im ersten Quartal 2002 einen Nettoverlust von 54,2 Milliarden USD [rund 60,7 Mrd. Euro] verzeichnet.
Der Konzern verbuchte in seiner Quartalsbilanz wie zuvor angekündigt eine Sonderbelastung in Rekordhöhe.
Gewinn und Umsatz gestiegen
Der Umsatz von AOL sei im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent,
der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen [Ebitda] um drei
Prozent gestiegen, teilte AOL Time Warner weiter mit. Der Markt
reagierte positiv auf die Ergebnisse, im nachbörslichen Handel
stiegen die AOL-Titel.

Bruttoinlandsprodukt von Neuseeland
Der Nettoverlust betrug im ersten Quartal 54,2 Milliarden USD nach 1,37 Milliarden USD im Vorjahreszeitraum. Je Aktie bedeutete das einen Nettoverlust von 12,25 [Vorjahr 0,31] USD. Den Umsatz bezifferte der Konzern auf 9,8 Milliarden USD, das Ebitda auf 2,05 Milliarden USD.
Die Sonderbelastungen von 54 Milliarden USD reflektieren den spekulativen Verlust des Konzernswertes während des Mergers von AOL und Time Warner.
Von der Größenordnung her entspricht die Sonderabschreibung etwa dem Bruttoinlandsprodukt von Neuseeland und Ungarn.
Wert rutscht von 181 auf 106 Milliarden
Die Fusion war 2000 zunächst mit 181 Milliarden USD bewertet
worden, aber zum Zeitpunkt des Abschlusses im Jänner 2001 war der
Wert des gemeinsamen Unternehmens auf 106 Milliarden USD
geschrumpft.

Die Kosten der Blase
Seit Beginn dieses Jahres müssen US-Firmen den so genannten "Goodwill"-Anteil an Unternehmenskäufen jährlich angeben. Der Goodwill-Anteil ist jener, der über den objektiven Preis hinaus bezahlt wurde - und dieser war während des Internet-Hypes in der Regel Schwindel erregend hoch.
Bisher konnten diese Kosten auf 40 Jahre gestreckt und damit praktisch in den Bilanzen versteckt werden. Nach den neuen Regeln können die Abschreibungen auf Goodwill-Anteile nicht mehr auf die nächsten Jahrzehnte verteilt werden, sodass die in den letzten Jahren aufgelaufenen Kosten auf einen Schlag offen gelegt werden müssen.
Durch neue, verbindliche US-Bilanzierungsregeln dürften die wahren Kosten des Dot.com-Booms im Laufe dieses Jahres erstmals klar beziffert werden können.