Eine biometrische Elefantenhochzeit
Die Biometrie-Branche, die nach den Terroranschlägen des 11. Septembers besonders boomt, sieht einer Elefantenhochzeit entgegen.
Identix, Anbieter von Fingerabdruck-Systemen, wird in einer "Fusion unter Gleichen" das auf Gesichtskontrollen sowie Fingerabdrücke spezialisierte Technologieunternehmen Visionics übernehmen.
Die Transaktion wird per Aktientausch abgewickelt, der Wert in einer gemeinsamen Aussendung mit 600 Millionen USD angegeben. Damit entsteht das nach eigenen Angaben weltweit führende biometrische Sicherheitstechnologie-Unternehmen.
Die Terroranschläge in den USA haben eine neue Diskussion über Sicherheit im täglichen Leben ausgelöst. Nicht nur Wachdienste, sondern auch die Hersteller von Sicherheitssystemen aller Art bieten ihre Services zunehmend lautstark als Lösung für aufkommende Ängste an. Insbesondere die Hersteller von Biometrie-Systemen sehen in der Katastrophe auch Absatzchancen.

Großes Wachstumspotenzial
Die beiden derzeitigen Weltmarktführer in ihren jeweiligen Geschäftssparten wollen mit Hilfe des Deals "schneller auf die steigende Nachfrage nach Biometrie-Produkten und -Lösungen auf dem Sicherheitsmarkt reagieren".
Unter welchem Namen der Biometrie-Gigant künftig firmiert, wurde noch nicht bekannt gegeben.
Identix setzte im vergangenen Geschäftsjahr 60,6 Millionen USD um und ist nicht nur der größte Anbieter von Fingerprint-Scanning-Software und -Hardware, sondern auch die größte gelistete Biometrie-Firma der Welt. Der Umsatz von Visionics belief sich zuletzt auf 30,8 Millionen USD.
Die Zahlen zeigen allerdings auch, wie klein die Branche noch ist, und damit gleichzeitig, dass sie noch ein sehr großes Wachstumspotenzial hat.
Die Anteilseigner von Identix werden am neuen Unternehmen 52,4 Prozent, jene von Visionics 47,6 Prozent halten. Der derzeitige Identix-CEO und Vorstandsvorsitzende Robert McCashin wird nach Abschluss der Transaktion als Chairman fungieren, Visionics-Boss Joseph J. Atick soll als CEO das neue Unternehmen führen. Atick sprach von "einem der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte der Biometrie-Industrie".

Kritik im Boom
Trotz oder gerade wegen des allgemeinen Interesses an Biometrie nach dem 11. September und einem Boom, der laut Branchenbeobachtern gerade erst an Dynamik gewinnt, verstummt die Kritik an den biometrischen Systemen nicht.
So schätzt die amerikanische Bürgerrechtsvereinigung ACLU die Fehlerquote eines frisch installierten Visionics-Systems am Flughafen von Fresno als so hoch ein, dass es nicht nur den gesamten Flugbetrieb massiv aufhalten kann, sondern auch zur Verhaftung unschuldiger Passagiere führen dürfte.
Und in Salt Lake City wurde ein Kamerasystem für Gesichtserkennung wegen Fehlalarmen sogar wieder demontiert.

Business to Government
Trotz dieser Rückschläge dürften die Umsätze der
Biometrie-Industrie in den nächsten Jahren explodieren, wozu nicht
zuletzt die massiven Regierungsinvestitionen in alle
Sicherheitsbereiche massiv beitragen werden.
