Silicon Valley im Strom-Notstand
Wegen anhaltenden Strommangels hat Kalifornien am Mittwoch [Ortszeit] den Notstand ausgerufen und erstmals Teile seines Stromnetzes abgeschaltet.
Gouverneur Gray Davis sagte, unter Notstandsbedingungen könne der Staat dafür sorgen, dass die Lichter anblieben.
Am Donnerstag werde das Parlament über die Bereitstellung finanzieller Mittel beraten, um die Stromversorgung zumindest in der nächsten Woche sicherzustellen.
Teile von San Francisco, Sacramento und San Jose sowie andere Bezirke in der High-Tech-Region Silicon Valley waren am Mittwoch [Ortszeit] für Stunden ohne Strom.
Wo Ampeln ausfielen, regelte die Polizei den Verkehr, in den Geschäften griffen die Händler wieder zum Taschenrechner, Professoren unterrichteten ihre Studenten bei Kerzenlicht. Auch am Donnerstag sollte der Strom wieder nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken.
Ausgelöst wurde die Stromkrise dadurch, dass die beiden größten Stromversorger des Staates, Pacific Gas and Electric und Southern California Edison, nach eigenen Angaben ihre Kredite bei den Stromerzeugern nicht mehr bezahlen konnten. Davis sagte, die Erzeuger hätten damit gedroht, die Schulden der Versorger bis Donnerstag einzufordern und sie damit in den Konkurs zu treiben. Seit der Liberalisierung des Strommarktes in Kalifornien 1996 sind die Strompreise stark gestiegen. Den Versorgern ist es jedoch per Gesetz verboten, die höheren Preise an die Verbraucher weiterzugeben. Die beiden Stromversorger haben etwa zwölf Milliarden USD Schulden.

Alta Vista im Dunklen
Kurz vor Mittag [Ortszeit] wurden abwechselnd Teile des Netzes abgeschaltet. Etwa 200.000 Haushalte waren betroffen. Hochtechnologiefirmen im Silicon Valley teilten mit, die Ausfälle hätten keine größeren Auswirkungen gehabt.
Viele IT-Unternehmen im Silicon Valley griffen zeitweise auf eigene Anlagen zur Stromversorgung zurück.
Ein Hewlett-Packard-Sprecher sagte, die meisten Mitarbeiter würden in ihren Büros Möglichkeiten finden, trotz der Ausfälle weiterzuarbeiten. Zum Teil könnten sie von zu Hause aus arbeiten.
Ein Alta-Vista-Sprecher sagte, durch bereits eingeführte Energiespar-Maßnahmen seien die Büros kühl und dunkel.
Die aktuelle Stromkrise in Kalifornien wird unter anderem von den Dot.coms im Silicon Valley und anderen IT-Zentren verursacht. Eine aktuelle Studie der großen Energieversorger und Karftwerksbetreiber hat in Gegenden mit hoher Dot.com-Konzentration einen Bedarfsanstieg deutlich über dem Durchschnitt ausgemacht.

Notmaßnahmen
Gouverneur Davis sagte, der Staat werde Geld zum Ankauf von Strom bereitstellen. Auch habe er die Wasserbehörde des Staates angewiesen, zusätzlichen Strom zu kaufen. Sie ist die größte öffentliche Stromverbraucherin in Kalifornien.
Die Stromerzeuger hätten zugesagt, unter diesen Umständen den Stromversorgern nochmals einen Aufschub zu gewähren und ausreichend Strom zu liefern.
Andernfalls hätten sie eine Reduktion der gelieferten Strommenge auf rund 14.000 Megawatt angekündigt.
Die Menge entspricht ungefähr 45 Prozent des Stromverbrauchs von Kalifornien pro Tag. Das Notgesetz erlaubt dem Bundesstaat, Strom direkt an die etwa 24 Millionen betroffenen Kunden zu verkaufen.