Das Silicon Valley in der Energiekrise
Die Energiekrise in Kalifornien und damit auch im Silicon Valley spitzt sich immer weiter zu und hat in der letzten Woche sogar zu Stromrationierung in einigen Gemeinden geführt, die auch das Silicon Valley und einige der größten IT-Unternehmen betrafen.
So mussten unter anderem bei Cisco und Intel Notstromgeneratoren angeworfen und die Heizungen heruntergefahren werden.
Ursache für die kalifornische Energiekrise ist die radikale Deregulierung des Strommarktes, die 1996 beschlossen wurde - ironischerweise war dabei der IT-Boom Vorbild und Antrieb der Maßnahmen: Auch auf dem Stromsektor sollte der freie Markt zu niedrigeren Preisen und besserem Service führen.
Erst letzte Woche gab die EU-Kommission bekannt, dass die Ausgaben der Österreicher für Strom und Telefon zwischen 1996 und 1999 inflationsbereinigt um 24 Prozent gefallen sind.

Konkurse in Sicht
An der Wall Street wird der heutige Handelsbeginn [Gestern war in den USA ein Feiertag] von der Erwartung begleitet, dass die Muttergesellschaften der beiden großen kalifornischen Stromversorger PG & E Corporation [Pacific Gas and Electric Company] und Edison International [Southern California Edison] Konkurs anmelden könnten.
Die Ex-Monopolisten haben durch explodierende Preise an der 1998 eröffneten Strombörse und durch die bis 2002 geltende Übergangsregelung, die ihnen nicht erlaubt, ihre Einkaufspreise an die Verbraucher weiterzugeben, enorme Verluste eingefahren.
PG & E überlegt deshalb schon öffentlich, seinen kalifornischen Ableger aus dem Konzern auszugliedern, um den Schaden zu begrenzen.
Kalifoniens Gouverneur Gray Davis nennt die Situation inzwischen "einen Alptraum", und im Silicon Valley behaupten Zyniker, dass die größte Gefahr für die IT-Industrie inzwischen nicht mehr die schwachen Börsen, sondern schlicht die Stromknappheit ist.
Gründe für die explodierenden Preise sind unter anderem die Unsicherheit vor der Liberalisierung, die zu einer Zurückhaltung bei den Investitionen geführt hat, und die strengen kalifornischen Umweltgesetze, die viele alte Kohlekraftwerke unrentabel gemacht haben.

Kalifornische Planwirtschaft
Inzwischen zeichnet sich allerdings eine radikale Wende hin zu einer echten staatlichen Planwirtschaft auf dem kalifornischen Strommarkt ab.
Dem Vernehmen nach steht ein Gesetz unmittelbar bevor, das die Ankaufspreise für den Strom schlicht festsetzt. Dazu will Gouverneur Davis weitreichende Befugnisse, nach denen er den beiden großen Energieversorgern den Konkurs einfach verbieten kann.
Aber die Planwirtschaft ist nicht die einzige Änderung im kapitalistischen US-Musterstaat: Davis will mit einem Budget von 250 Millionen USD den Kaliforniern in den nächsten Jahren erstmals das Energiesparen nahe bringen.
