Massenentlassungen bei Motorola
Während Personalabbau bei Dot.coms inzwischen zu den üblichen Nachrichten gehört, wie die gestern angekündigte Entlassung von mehr als einem Drittel der Angestellten bein EMusic, sind entsprechende Meldungen aus der Hardwarebranche - noch dazu aus einem weiterhin boomenden Segment wie dem Mobilfunk - eine Seltenheit.
Und geradezu schockierend wirkt in der Branche die Überschrift "Massenentlassungen", die man eher mit der Stahl- und Kohleindustrie verbindet und unter der heute die Agenturen die massiven Jobkürzungen beim weltweit zweitgrößten Handyhersteller Motorola meldeten.
Nachdem der Halbleiter- und Handyhersteller schon Ende letzten Jahres angekündigt hatte, mehr als 1.000 Stellen in Europa zu streichen, will das Unternehmen jetzt auch 2.500 Fabrikarbeitern kündigen und zum Juni in Illinois ein Werk stilllegen.
Motorola gab vor rund einer Woche einen Ertragsrückgang im vierten Quartal 2000 bekannt. Zur Begründung nannte Motorola höhere Herstellungskosten in der Mobilfunksparte und die Umsatzflaute in der Halbleiterbranche.

Fußvolk muss gehen
Wie das Unternehmen am Montag [Ortszeit] mitteilte, ist etwa die Hälfte der Belegschaft des Werkes in Harvard/Illinois betroffen.
Rund 2.500 Techniker, Marketing-Spezialisten und Büroangestellte werden aber ihre Stellen behalten. Motorola beschäftigt weltweit insgesamt 130.000 Mitarbeiter.
Im Dezember kündigte Motorola an, 400 der insgesamt 3.000 Stellen in seinem Werk in Flensburg zu streichen.
Zuvor hatte Motorola bereits den Abbau von 750 Stellen in Irland bekannt gegeben und das mit der am gleichen Tag verkündeten Produktionsallianz mit dem Elektronikhersteller Celestica begründet.
Künftig sollen die Mobiltelefone nicht mehr zentral in Flensburg, sondern in den einzelnen Ländern an die jeweiligen Anforderungen angepasst werden. Bisher wird in Flensburg die Software für Handys aufgespielt, bevor sie in andere europäische Länder exportiert werden.

Restrukturierung
Motorola muss Kosten sparen, weil das Umsatzziel dieses Jahr nicht erreicht werde, hieß es zur Begründung der geplanten Entlassungen.
Die Marktschwäche werde mindestens sechs Monate anhalten. Das Unternehmen hatte vorige Woche für das vierte Quartal einen Bestellungsrückgang von 20 Prozent gemeldet.
Motorola hatte die Entlassungen in Europa allerdings schon nach der gesenkten Gewinnprognose für 2000/2001 im letzten Oktober mit der weltweiten Restrukturierung des Konzerns begründet.

Entlassung bei 3Com
Neben Motorola kündigte gestern auch 3Com, seit der Ausgliederung der Palm-Tochter auf schwierigem Kurs, Entlassungen an.
Diese wären nötig, um die geplanten 200 Millionen USD Kostensenkung pro Jahr zu realisieren, hieß es zur Begründung.
Wie viele Angestellete betroffen sind, will das Unternehmen aber erst Ende Februar bekannt geben. 3Com beschäftigt weltweit 11.500 Mitarbeiter.