ÖIAG trägt Börsenrisiko für Telecom Italia
"Im Vordergrund steht nicht die kurzfristige Gewinnmaximierung, sondern der langfristige Erfolg."
So charakterisierte ÖIAG Finanzchef und Telekom-Austria-Aufsichtsratsvorsitzender Johannes Ditz die heute zum Verkauf gelangende Telekom-Aktie, mit der sich die ÖIAG von zumindest 28 Prozent des Aktienkapitals der Telekom Austria AG trennt, an der sie 75 Prozent hält.
Ditz räumte ein, dass die aktuelle Börsensituation auf Grund der volatilen Marktbedingungen sicher nicht einfach sei, und die ÖIAG habe keine Mühen, aber auch keine Kosten gescheut, um auf den Börsengang aufmerksam zu machen.

Den Preis, der zwischen neun und zwölf Euro je Aktie liegen wird, bezeichnete Ditz als "extrem fair und attraktiv". Der Preis zeige eindeutig ein Aufwärtspotenzial. "Wer jetzt einsteigt, steigt vom Erdgeschoß im Lift nach oben", illustrierte Ditz das Kurspotenzial.
Für ihn sei entscheidend, dass die Telekom Austria mit der Börsennotierung auf dem Kapitalmarkt ihren Preis bekomme. Bei einer Kurssteigerung werde davon auch der Restanteil der ÖIAG [voraussichtlich rund 43 Prozent] profitieren.
"Ich gebe zu, die Diskussion um das Preisband war für uns nicht einfach", sagte Ditz. Letztlich habe es dazu aber die einstimmige Zustimmung im ÖIAG-Aufsichtsrat gegeben und auch des italienischen Minderheitspartners [Telecom Italia mit derzeit 25 Prozent Anteil].
"Doppelte Challenge"
Für das Management der Telekom Austria bedeute das Initial Public Offering, dass das Unternehmen auf dem Kapitalmarkt künftig eine weitere Konkurrenzebene vorfinde, neben der bestehenden harten Konkurrenz auf dem Telekom-Markt. "Das bedeutet doppelte Challenge", so Ditz. Dem Generaldirektor der Telekom Austria, Heinz Sundt, "fällt sichtlich ein Stein vom Herzen, dass es diesen Börsengang gibt". Das Unternehmen werde jetzt auf andere Geleise gestellt, was mit einem Wandel der Unternehmenskultur und einer Verbesserung der Kundenorientierung verbunden sei.
Telecom Italia abgesichert
Gegenüber der Telecom Italia [TI] wurde eine Mindestpreisvereinbarung getroffen, ausgehend von einem 25-Prozent-Abschlag und einem zusätzlichen Paketabschlag vom Preis, den TI vor knapp zwei Jahren für ihr Sperrminoritätspaket [25 Prozent plus eine Aktie] in Höhe von rund 27,5 Milliarden ATS bezahlt hat.
Die Grenze liegt bei 20 Milliarden ATS bzw. 11,87 Euro je Aktie Verkaufspreis.
Bei dessen Unterschreitung muss die ÖIAG den Italienern einen bestimmten Prozentsatz an Aktien geben.
Beim "worst case" könnte das 4,5 Prozent ausmachen, der TI-Anteil also auf 29,5 Prozent steigen, sagte Ditz.
Zusätzliche Rechte für TI wären aber mit der Einlösung der Nachbesserung, die einige Wochen nach der Börsentransaktion erfolgen müsste, nicht verknüpft.