12.07.2000

IM ÄRMEL

Bildquelle: NTT/orfon

Globaler Poker um Gestalt künftiger Mobilnetze

Das Pokerspiel um Gestalt und Machtverhältnisse zukünftiger Mobilnetze, die mit dem Internet vollständig verknüpft sein werden, spitzt sich derzeit weltweit zu. Scheinbar spielt an allen Austragungsorten der japanische Ex-Telekom-Monopolist NTT eine Schlüsselrolle.

In Europa will NTT mit einem Konsortium [mit KPN Mobile und der Hongkonger Gruppe Hutchison Whampoa] in Deutschland, Frankreich und Belgien UMTS-Lizenzen ersteigern und danach vielfältige mobile Dienste betreiben. In Großbritannien verfügt die Allianz bereits über eine Lizenz.

Währenddessen verhandeln japanische und US-Vertreter um die Modalitäten der Liberalisierung des japansichen Telekommarktes und die dazu notwendigen Preissenkungen im NTT-Netz.

Vorsprung durch Technik [-Begeisterung]

Hintergrund der Verhandlungen zwischen Japan und den USA ist aber neben Handelsfreiheiten auch der technologische und logistische Vorsprung NTTs im Aufbau und Betrieb eines Netzes für den mobilen Internetzugang.

Während in den USA Industrie, Behörden und Verbände noch über die technischen Details des US-Netzes der nächsten Generation debattieren, das endlich mit den europäischen und asiatischen kompatibel sein soll, ist NTT mit dem mobilen Netzzugang über sein "iMode"-System zum größten Provider des Landes mit mehr als zehn Millionen Kunden geworden.

Der technologische Vorsprung des von der NTT-Mobiltochter NTT-DoCoMo entwickelten "iMode" bringt die USA in die unangenehme und ungewohnte Situation, der Entwicklung hinterherzulaufen und sie nicht wie sonst anzuführen.

Die Senkung der Interconnection-Gebühren des Ex-Monopolisten NTT ist daher auch als Vehikel der technologischen Aufholjagd zu verstehen, das NTT auf seinem Heimatmarkt schwächen und US-Unternehmen den Zugang in dieses innovative Umfeld erleichtern soll.

In Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Belgien dürfte die Allianz von KPN Mobile, Hutchison und NTT DoCoMo einschneidende Auswirkungen auf die kommenden UMTS-Versteigerungen und den anschließenden Netzbetrieb haben.

In Deutschland wird anstelle von e-plus das Konsortium an der Auktion teilnehmen, womit sich der Kreis der Interessenten für eine der vier bis sechs deutschen UMTS-Mobilfunklizenzen von zwölf auf nur noch sieben verkleinert.

In Großbritannien steigen die Japaner nachträglich mit 20 Prozent und die Niederländer mit 15 Prozent in die Holding 3G von Hutchison ein, die sich im April bereits eine britische UMTS-Lizenz gesichert hatte.

In Frankreich, wo die Lizenzen nicht versteigert, sondern von der Regierung auf 15 Jahre verpachtet werden, wollen die drei Partner gemeinsam antreten und sich möglicherweise noch mit einem französischen Unternehmen verbünden.

In Belgien wollen sie ebenfalls ein Bewerberkonsortium gründen. In den Niederlanden, wo seit vergangener Woche eine UMTS-Auktion läuft, hatten die Partner ihre Kräfte bereits gebündelt.