24.04.2000

VORSPRUNG

Bildquelle: qualc.

Japan geht mobil ins Netz

Während in Europa die Etablierung von netzfähigen Handys nach dem WAP-Standard eher schleppend vorankommt, hat Japans vergleichbares System, "i-Mode", genau entgegengesetzte Probleme: Das System ist so erfolgreich, das der Netzbetreiber NTT-DoCoMo, ein Tochterunternehmen des ehemaligen japanischen Telefonmonopolisten NTT, die Auslieferung weiterer Handys limitieren muss.

Durch den explosiven Erfolg von "i-Mode" kam es im Laufe des Jahres immer wieder zu Netz-Überlastungen und -Ausfällen. Seit der Einführung des Systems im Februar 1999 hat das Unternehmen über sechs Millionen Kunden gewonnen, womit DoCoMo auch zum größten Provider Japans geworden ist.

Allein im März wurden 1,3 Millionen "i-Mode"-fähige Handys verkauft, bis zum Jahresende wird mit einer Kundenzahl von mehr als zehn Millionen gerechnet.

"i-Mode" basiert auf der HTML-Version CHTML [Compact Hypertext Markup Language] und läuft mit einer Übertragungsrate von 9,6 Kb pro Sekunde.

Dass das System trotz dieser relativ langsamen Datenübertragung so erfolgreich ist, liegt vor allem an dem durchgängigen Plug-and-Play-Charakter: Statt sich bei Bedarf ins i-Mode-Netz einzuwählen, sind die Handys permanent mit dem Netz verbunden. Die Abrechnung erfolgt über die übertragene Datenmenge.

DoCoMo bietet seinen Kunden sofortigen Zugang zu E-Mail, E-Banking, Nachrichten, E-Commerce-Angeboten und zahlreichen Gadget-Funktionen, wie Downloads von Handy-Spielen.

Neben der "offiziellen" i-Mode-Startsite, die direkten Zugang zu über 400 verschiedenen Services bietet, gibt es inzwischen über 5.000 "inoffzielle" Sites von Firmen, die nicht direkt mit DoCoMo kooperieren. Die i-Mode-Sites sind auch über jeden anderen Netzzugang zu erreichen.

Wegen der explodierenden Userzahl und der daraus resultierenden Netz-Zusammenbrüche [insgesamt 16 in den letzten zwölf Monaten] hat NTT-DoCoMo jetzt die Liefermengen der netzfähigen Handys halbiert und sogar bis auf weiteres jede Werbung für das System eingestellt.