EU-Kartellbehörde prüft US-Telekom-Hochzeit
Der US-Telekomkonzern WorldCom ist nach Presseinformationen zu bislang beispiellosen Zugeständnissen bereit, um seine angestrebte Fusion mit dem Telefonanbieter Sprint für die Kartellwächter annehmbar zu machen.
Das Unternehmen bereite sich darauf vor, fast alle Internet- und Ferngesprächsaktivitäten von Sprint abzustoßen, berichtete die britische Wirtschaftszeitung "Financial Times" am Mittwoch.
Die Sparten werden mit zusammen 40 bis 45 Milliarden Dollar [580 bis 655 Mrd. ATS] bewertet und stünden somit für mehr als ein Drittel des gesamten Transaktionsvolumens von 115 Milliarden Dollar [1670 Mrd. ATS].
EU-Bedenken gegen Megafusion
Zuvor war laut "Washington Post" in Brüssel durchgesickert, dass
EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti die Fusion untersagen will. Auch
die US-Behörden hegen Bedenken. Die EU-Kommission hatte am Mittwoch
mitgeteilt, sie werde ihre offizielle Entscheidung über das
Fusionsvorhaben der US-Konzerne bis zum 12. Juli fällen. Das Votum
der EU-Wettbewerbshüter muss auch von Firmen in Drittstaaten
eingeholt werden, wenn sie einen großen Anteil ihres Geschäfts
innerhalb der EU machen.

Mobilfunkbereich bleibt
Zu den wenigen Sprint-Sparten, die WorldCom beibehalten will, zählen laut "Financial Times" der auf 60 Milliarden Dollar [rund 870 Mrd. ATS] veranschlagte Mobilfunkbereich sowie abgespeckte Festnetzaktivitäten im Wert von fünf bis zehn Milliarden Dollar [70 bis 140 Mrd. ATS].
Die Mobilfunksparte stand von Anfang an im Zentrum des WorldCom-Interesses. Die Sorgen der Kartellwächter in EU und Vereinigten Staaten kreisen vor allem um die starke Internet-Präsenz der Firmen.
WorldCom betreibt mit Uunet den weltweit größten Internet-Dienstanbieter für Unternehmen.

Anbieter stehen Schlange
In den USA würde der Verkauf des Sprint-Telefonnetzes laut "Financial Times" einen Bieterkampf zwischen mehreren Telefonkonzernen entfachen.
Mit von der Partie wäre sicherlich die Deutsche Telekom, die sich 1999 bereits intensiv um den US-Carrier bemüht hatte, aber von WorldCom überboten worden war.
Auch der US-Regionalanbieter Bell South hatte seinerzeit mitgeboten und könnte neuerlich aktiv werden; darüber hinaus gilt der Zeitung zufolge France Télécom als Interessent.
Weder Deutsche Telekom noch France Télécom verfügen über eigene Netze in den USA und bemühen sich seit geraumer Zeit hinter den Kulissen, diese Lücke zu schließen.