08.06.2000

REAKTIONEN

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Wenig Applaus aus der IT-Branche

In der IT-Branche war der Applaus nach dem Urteil vom Mittwoch verhalten. Lediglich Sun Microsystems, ein Hauptkonkurrent von Microsoft, begrüßte die Entscheidung als "angemessen ernste Anwort auf Microsofts schweren und fortgesetzten Wettbewerbsverletzungen".

Sun Microssystems-Chef Scott McNealy erklärte, die Entscheidung sei "monumental wichtig für die Branche und die Verbraucher".

Für die in der Computerbranche besonders zahlreichen Verfechter freien Unternehmertums bleibt aber ein bitterer Beigeschmack: "Die High-Tech-Branche hat diese Blüte erreicht, weil sie sich weitgehend frei von staatlichen Eingriffen entwickeln konnte", erklärte der Softwarefirmen-Verband Business Software Alliance.

Linux, Business, Pläne

Jeffrey Rassas, Spitzenmanager der EBIZ Enterprises, einer Linux-Betriebssystemfirma, glaubt, dass die Gerichtsentscheidung der Verbreitung des freien Betriebssystems nützen könnte.

Der Vorstandssprecher des deutschen LINUX-Dienstleisters ID-PRO AG, Daniel Riek ist ähnlicher Meinung: "Insbesondere die kommerziellen Nutzer werden erkennen, dass ihnen große Abhängigkeit von einem einzigen Anbieter schadet und offene Standards eine bessere Perspektive für ihre individuelle Entwicklung bieten."

"In Zahlen ausdrücken läßt sich dieser Effekt jedoch kaum", sagte Friederike Herkommer, Branchenexpertin bei der HypoVereinsbank, der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. Insgesamt werde das Microsoft-Urteil der Linux-Branche jedoch neue Entwicklungsimpulse verleihen.

Windows bald überflüssig

Rob Enderle, Experte des Branchenberaters Giga Information, sieht Microsoft zur vollkommen falschen Zeit durch das Kartellverfahren belastet.

Die Branche konzentriere sich derzeit gänzlich auf Internet-Anwendungen. Schwerfällige Betriebssysteme wie Windows könnten deshalb ohnehin bald überflüssig werden.