07.04.2005

PROGNOSE

Keine Zukunft für proprietäre Systeme

IBM sagt Unternehmen, die ausschließlich auf proprietäre Technologien, Urheberrechte und Patente setzen, keine große Zukunft voraus.

Das neue Motto heiße hingegen Kooperation, kündigte Irving Wladawsky-Berger, Vizepräsident für Technologie und Strategie, auf der am Mittwoch gestarteten Open Source Business Conference in San Francisco an.

Wladawsky-Berger sieht die bisher übliche Denkweise, dass Firmen ihre Anwendungen im Alleingang entwickeln und vermarkten müssen, überholt.

Wenn man die Kraft einer ganzen Community für sich nutzen wolle, müsse man eben auf die richtige Balance zwischen Offenheit und geschützten Angeboten setzen.

Strategiewechsel beim Patent-Primus

Dabei ist Big Blue selbst Patent-Primus in den USA. Allein im vergangenen Jahr wurden dem Konzern 3.248 US-Patente zugesprochen und damit das zwölfte Jahr in Folge mehr als jede andere Firma.

Im vergangenen Jahrzehnt hatte IBM auch versucht, mit diesem geistigen Eigentum Gewinn zu machen.

In den letzten Jahren hat IBM jedoch seine Strategie geändert und gehört mittlerweile zu den größten kommerziellen Förderern von Linux. Hunderte Entwickler wurden freigestellt, um das Open-Source-Betriebssystem weiterzubringen.

Daneben hat der Konzern auch die Programmier-Plattform Eclipse verfügbar gemacht, deren Verwaltung und Weiterentwicklung dem Eclipse-Projekt übergeben wurde.

Mit Verstärkung gegen Microsoft

Für IBM sieht das Modell der Zukunft also folgendermaßen aus: In Zusammenarbeit mit den Communitys und der dazugehörigen Freigabe von Patenten sollen offene Anwendungen entwickelt werden, auf deren Basis dann proprietäre Angebote entstehen sollen.

Proprietäre Systeme würden sich auf diesem Weg immer weiter öffnen und diese Entwicklung weiter unterstützen.

Mit dieser Ansicht ist der IBM-Vize keineswegs alleine. Immer mehr Unternehmen setzen auf das Hybridmodell, darunter auch Sun, Novell und SAP, die auch untereinander gewichtige Allianzen zu diesem Zweck eingehen.

Gegen wen sich all diese Aktivitäten in erster Linie richten, ist klar: den Software-Hersteller Microsoft, der sich bis jetzt mit Händen und Füßen gegen die Open-Source-Entwicklung wehrt.