Polizei-Informationssystem via Handynetz
Während die Netze für digitalen Behördenfunk in Österreich und Deutschland noch ganz am Anfang stehen, hat man in Holland mit einem neuen, mobilen Polizei-Informationsystem auf bestehende Netze gesetzt: auf GSM/GPRS bzw. UMTS.
Etwa 2.000 holländische Polizeibeamte nutzen bereits das von Oracle und dem Mobilfunk-Dienstleister Geodan ausgerüstete Informationssystem, 10.000 sollen es in der Ausbauphase sein.
Um das auf "Oracle 10g" basierende System zu nutzen, bedarf es überdies keiner speziellen [und speziell teuren] Endgeräte wie etwa beim geplanten Blaulichtfunk [Tetra]. Vom Nokia Communicator angefangen, können auf dem Markt erhältliche Handhelds aller Art verwendet werden, um die Behörden vor allem im Einsatz auf der Straße durch sichere Logins und "location based Services" zu unterstützen.
In Österreich wurden im Juni ein neuer Errichter und Betreiber für das österreichweite Behördenfunknetz "Digitalfunk BOS Austria" [ehedem: "ADONIS"] ausgewählt. Ein Konsortium aus Alcatel, Telekom Austria und Motorola erhielt den Auftrag, die nun ausgewählte Technik sei auch in verschiedenen EU-Ländern bereits im Einsatz, hieß es aus dem Ministerium.

Geographische Informationen
Wie der für den Bereich "Öffentlicher Dienst" zuständige Europadirektor von Oracle Mel Proudfoot am Freitag in Wien hohen Beamten des Innenministeriums vorführte, werden den holländischen Beamten neben dem Einsatzort automatisch die Standorte aller Einsatzkräfte auf einem Stadtplan-Ausschnitt dargestellt.
Dazu ist es für die Beamten möglich, sich direkt vor Ort in das Schengen-Informationssystem der europäischen Polizei- und Grenzbehörden einzuloggen.
Bei Fahrzeugkontrollen stellt das eine beträchtliche Vereinfachung dar gegenüber dem üblichen Anfragemodus über Funk an eine Zentralstelle, die dann die Datenbank abfragt und die Ergebnisse wiederum über Funk an den Beamten übermittelt.
Anwesend waren auch Beamte des spanischen Innenministeriums, die ihr ebenfalls auf Oracle-Anwendungen basierendes Informationssystem präsentierten.

Mehr Zeit für Streifendienst
Arbeitserleichterung durch verbesserte Kommunikation ist auch die "Killerapplikation" des Systems. Laut Proudfoot ergebe sich in der Praxis eine Einsparung von bis zu 20 Prozent der Bearbeitungszeit pro Fall, da ein Großteil der im Anschluss anfallenden Büroarbeit nun via Log-In vom Schauplatz des Geschehens am eigenen Desktop direkt erledigt werden könnte.
Das System sei deshalb also bestens geeignet, eine höhere Präsenz der Beamten auf der Straße zu gewährleisten, erfuhren leicht irritierte österreichische Ministerialbeamte.
Die Nachricht vom Rücktritt Innenminister Strassers hatte die Beamten nämlich genau während der Demonstration am Freitag via SMS erreicht.