"Verhandeln nicht mit Deutscher Telekom"
Die Deutsche Telekom [DTAG] baut ihr Imperium zügig aus: Gestern verkündete sie die Übernahme des drittgrößten französischen Providers Club Internet und eine dominante Stellung in einem neuen Film- und Online-Joint Venture mit dem Münchner Filmhändler Leo Kirch.
Heute sichert sich das Unternehmen die enge Zusammenarbeit mit einer der großen deutschen Banken - ein Schlüsselelement in der E-Commerce-Abwicklung.
Und es werden Spekulationen über eine Mehrheitsbeteiligung an der Telekom Austria [TA] laut. Die DTAG könnte nach einem Bericht der Tageszeitung "Die Presse" bei einem für dieses Jahr geplanten Verkauf im Rahmen der weiteren Privatisierung der TA zum Zug kommen.
Die DTAG solle ihr Interesse bereits bekundet haben, berichtete jedenfalls "Die Presse".
TA-General Kasztler dementiert
TA-Generaldirektor Werner Kasztler betonte inzwischen, dass es
derzeit keine Verhandlungen über eine Partnerschaft mit der DTAG
gebe.

Zitiertes Statement offenbar nicht ganz frisch
Als einzigen offiziellen Beleg aus der TA hatte "Die Presse" Telekom-General Werner Kasztler mit einem positiven Statement zur deutschen Telekom zitiert.
Eine ebensolche Stellungnahme liegt auch der FutureZone vor, datiert allerdings vom 19. April 1999. Kasztler hatte die Übernahme-Verhandlungen der Deutschen mit Telecom Italia damals so kommentiert:
Sollte es zu einer Übernahme kommen, so wäre die DTAG nach der notwendigen Entflechtung - gemeint waren die Anteile der DTAG an max.mobil - in einer Dreier-Allianz willkommen. Telecom Italia hält über ihre Tochter STET 25 Prozent der TA und ebenso viel an der TA-Tochter Mobilkom.
Deutsche voll auf Max
Die deutsche Telekom hat ihren Anteil an Max von damals 25 auf
mittlerweile 91 Prozent aufgestockt.

Der Deal mit der Commerzbank
Deutsche Telekom und die Commerzbank haben eine enge Zusammenarbeit ihrer Internet-Tochterfirmen T-Online und comdirect vereinbart und tauschen dazu Aktienpakete der Firmentöchter aus.
Die Telekom betonte, die "Leistungsbeziehungen zwischen beiden Unternehmen" würden die Zusammenarbeit mit anderen Firmen nicht diskriminieren.
Wie die Telekom am Donnerstag bekannt gab, wird die T-Online International an der comdirect-Bank noch vor deren kommendem Börsengang 25 Prozent des Grundkapitals übernehmen. Umgekehrt soll die Commerzbank-Gruppe "mit einem entsprechenden absoluten Betrag" bei T-Online einsteigen. Sowohl T-Online als auch comdirect sollen im nächsten Quartal an die Börse gehen.

Das sagt die Börse
Die Börse Frankfurt reagierte erwartungsgemäß positiv auf die neue Allianz: Die Commerzbank-Aktien stiegen bei hohen Umsätzen zu Handelsbeginn um 2,3 Prozent auf 37,75 Euro an.
Die Telekom-Aktie lag mit plus 1,4 Prozent auf 86,20 Euro ebenfalls deutlich über dem Marktdurchschnitt.
