Die wichtigsten Gadgets 2008
Die IT-Branche ist einer der wichtigsten Player der Weltwirtschaft. Das Internet überrascht auch Jahrzehnte nach seiner Gründung mit immer neuen Möglichkeiten für Fortschritt und Völkerverständigung. Schön und gut. Doch was uns stattdessen wirklich interessiert, sind nun einmal diese netten kleinen elektronischen Spielsachen.
1. Eee PC 701
Obwohl schon Ende 2007 vorgestellt, kam der erste Eee PC, nämlich das Modell 701 mit Celeron-Prozessor, erst im Jänner 2008 in die österreichischen Geschäfte - und war so schnell ausverkauft, dass noch Wochen danach Knappheit auf dem Markt herrschte.
Auch wenn das erste Modell nur mit einem Mini-Bildschirm ausgestattet war und seinen Akku in gut zweieinhalb Stunden leer soff, handelte es sich beim 701 doch um einen überraschend vollwertigen Computer, der obendrein noch ganz anständig verarbeitet war.
Vergleichbar kompakte Geräte wie etwa Toshibas Libretto kosteten in der jüngeren Vergangenheit schnell einmal 2.000 Euro. Der Eee PC kam zum Einstandspreis von 299 Euro daher. Kein Wunder, dass sich schnell eine neue Geräteklasse etablierte, die umgehend von Intel vereinnahmt und "Netbooks" getauft wurde.
Langsamer war dagegen Microsoft. Lange sah es so aus, als würde Redmond den Netbook-Boom völlig verschlafen. Hektisch mussten Steve Ballmer & Co. eine abgespeckte Version von Windows XP nachschieben, weil Vista auf den Sparcomputern nicht so flüssig laufen mochte. Unterdessen stellten zahllose verblüffte User fest, dass sich auch mit Linux ganz anständig auf Mobilrechnern arbeiten lässt.
Das Gerät, das den Netbook-Boom überhaupt erst möglich machte, blieb dagegen im Abseits: der Lerncomputer XO der Initiative One Laptop per Child (OLPC), der als Vorbild für Intels Classmate PC diente, aus dem wiederum der erste Eee PC hervorging. Bei OLPC kam es 2008 zu internen Zerwürfnissen zwischen Gründer Nicholas Negroponte und wichtigen Mitarbeitern wie Technikchefin Mary Lou Jepsen und Sicherheitschef Ivan Krstic. Rührige Initiativen wie OLPC Austria und Sugar Labs tragen den Geist des Projekts aber weiter in die Zukunft.
2. Large Hadron Collider
Genug von zwergenwüchsigen Rechenknechten - wenden wir uns größeren Gerätschaften zu. Am 10. September 2008 startete am Kernforschungslabor CERN in Genf der Large Hadron Collider (LHC), der größte von Menschen gebaute Teilchenbeschleuniger. Immerhin 27 Kilometer Umfang hat der Ringtunnel, der in 50 bis 175 Meter Tiefe im Untergrund von Genf liegt - und dabei auch die Grenze zwischen der Schweiz und Frankreich überschreitet. Seit die Schweiz dem Schengen-Raum beigetreten ist, müssen die Protonen, die im LHC auf Kollisionskurs geschickt werden, am Schlagbaum nur noch in Ausnahmefällen den Kofferraum öffnen und der Grenzwacht ihre Ladung zeigen.
Leider musste der LHC bereits am 19. September wieder abgeschaltet werden. Schuld war eine fehlerhafte Stromverbindung zwischen zwei Magneten. Der Teilchenbeschleuniger wird sich frühestens wieder zum 1. Mai 2009 in Betrieb setzen lassen. Die Arbeit wird sich aber lohnen, versprechen die Ergebnisse der Experimente doch Aufschluss darüber zu geben, woraus das Universum nun wirklich besteht.
Nebenbei sorgt das CERN auch noch für praktische IT-Innovationen wie das World Wide Web und Grid-Computing. Es dauert gar nicht so lange, bis die Werkzeuge der Grundlagenforschung beim Endverbraucher ankommen - als Gadgets.
3. Internet-Filter
Das Jahr war schon fast vorbei, da bekamen es die britischen Wikipedia-Interessenten mit einem Lieblingsgadget eifriger Betreiber symbolischer Politik zu tun: Ein Internet-Filter drehte ihnen den Zugriff auf die Editorenfunktionen der Wikipedia ab.
Über die Vorstellung, dass Dinge, vor denen man die Augen verschließt, darob auch nicht mehr existieren, sollten Angehörige der Gattung Homo sapiens spätestens zum Eintritt in den Kindergarten hinweg sein. Nicht so der Filterpolitiker und seine Partner in der Händchenhalte-Industrie, die, ebenfalls wie Vorschüler, gerne ohne Aufsicht agieren und dann ständig Unsinn machen.
Deshalb braucht der "Nanny State" dringend seine "Super-Nanny", die ihm ab und zu auf die Finger klopfen muss. Diese Aufgabe können nur aufmerksame Bürger mit viel Mut und Ausdauer übernehmen. Eigenschaften, die sich allerdings nicht im Gadget-Geschäft erwerben lassen. Wir werden sie auch 2009 dringend brauchen.
(futurezone/Günter Hack)
