Kampfansage an Schwarzkopierer
Microsoft will zukünftige Windows-Versionen mit einem neuartigen Kopierschutz versehen, der eine Produkt-Aktivierung per Telefon oder Internet erfordert.
Schon mit der nächsten Test-Version des Windows-2000-Nachfolgers "Whistler" werden die Beta-Tester mit der neuen Maßnahme konfrontiert sein.
Aber auch in andere Microsoft-Produkte wie Office 10, Visual Studio Net und Visio 10 soll der erweiterte Kopierschutz Einzug halten.
Ob der obligatorische Aktivierungsmechanismus
auch an andere Softwarehersteller lizenziert werde, die an der Technologie interessiert sind, will Microsoft derzeit nicht sagen. "Wir haben uns angesehen, welche Kopierschutz-Mechanismen andere Unternehmen implementiert haben und daraus unsere Schlüsse gezogen", sagte Allen Niemann, Produktmanager für Windows.
Man habe auch aus Fehler der Vergangenheit gelernt, meinte Niemann. Bereits einige Jahre früher habe man mit einer Variante von Kopierschutz sein Lehrgeld bezahlt,die damals für Office gedacht war. Office 2000 wurde in den USA und sieben anderen Ländern bereits mit einer obligatorischen Produktaktivierung versehen.

Aktivierungscode kommt vom MS-Rechner
Im Unterschied zur Produktregistrierung ist die Produktaktivierung eine zwingend vorgesehene Maßnahme. Im Zuge der Aktivierung wird eine Verbindung mit einem Microsoft-Rechner aufgenommen und eine "Installations-ID" generiert.
Sie setzt sich aus dem Produktschlüssel zusammen, der während des Setup eingeben werden muss, und der Hardwarekonfiguration des PC.
Dabei werden laut Microsoft weder die Festplatten gescannt noch Modell oder Hersteller von PC oder angeschlossenen Geräten registriert. Auch bliebe installierte Software anderer Hersteller vollkommen unbehelligt.
Der Kunde sei daher in der Lage,
PC-Hardware auszutauschen, ohne dass eine neuerlicher Aktivierung
erforderlich sei. Wird hingegen die Festplatte, auf der sich ein
aktivierungspflichtiges Produkt befindet, neu formatiert, soll auch
eine neue Aktivierungs-ID nötig werden.

Im Visier: "Gelegentliche" Schwarzkopierer
All das klinge sehr überzeugend, meint Gartner-Analyst Chris LeTocq. "Microsoft sollte sich jedoch von dritter Seite bestätigen lassen, dass dabei keine Daten über die Anwender gesammelt werden."
Die Einführung einer Produktaktivierung ziele jedenfalls weniger gegen professionelle Softwarepiraten, sondern gegen den "gelegentlichen" Schwarzkopierer.
Microsoft wolle eben ganz einfach ein Maximum an möglichen Einnahmen erzielen, und das Copyright gäbe dem Unternehmen dazu das Recht, meint LeTocq.