Bespitzelung: Bwin bestätigt Auftrag

nach vorwurf
01.09.2008

Der Glücksspielkonzern bwin hat bestätigt, Ex-Cobra-Chef Wolfgang Bachler zur Überwachung eines Konkurrenten engagiert zu haben. Auch der Casinos-Austria-Chefs könnte im Visier gewesen sein.

"Wir brauchten ein objektives Bild von unserem Umfeld", sagte bwin-Sprecher Kevin O'Neal am Montag. Bachlers Detektive sollen einen unbequemen Gegenspieler von bwin bespitzelt haben, berichtete das Nachrichtenmagazin "profil".

Bwin: "Illegale Methoden nicht bekannt"

"Es bestand ein normales Auftragsverhältnis, er sollte für uns Risiken in uns bekannten Märkten einschließlich Österreich evaluieren und als Sicherheitsberater für uns tätig sein", erläuterte der bwin-Sprecher.

"Wie Herr Bachler an die für seine Beratungen relevanten Informationen kommt, ist uns nicht bekannt, das kann uns auch nicht bekannt sein", betonte er.

Verfahren eingestellt

Auch Bachler selbst hat zu den Vorwürfen inzwischen Stellung genommen. Das Verfahren in der angeblichen Bespitzelung eines Niederösterreichers ist laut dem Sicherheitsberater bereits eingestellt. Das bestätigten auch unabhängig der Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten, Gerhard Sedlacek, und Martin Kreutner, Leiter des Büros für Interne Angelegenheiten [BIA].

Im Übrigen sei seine Firma "ein reines Beratungsunternehmen, keine Detektei", so Bachler.

"Informationen werden zugekauft"

"Wenn der Auftraggeber Informationsbeschaffung will, müssen wir diese Dienstleistung zukaufen. Wir haben Verträge mit dem entsprechenden Detektivunternehmen, das auch über eine ordnungsgemäße Berechtigung für dieses Gewerbe verfügen muss", so der Ex-Cobra-Chef. Er müsse auch davon ausgehen können, dass, wenn bestimmte Dinge gemacht würden, diese auch im Rahmen der Rechtmäßigkeit sind.

Inhaltlich wollte Bachler nicht auf den Fall eingehen. "Da kann ich nichts dazu sagen, ich unterliege ja der Geheimhaltung", erläuterte er.

Auch Casinos-Austria-Vorstände im Visier?

Inzwischen wird spekuliert, dass auch die Casinos Austria-Führung im Visier von bwin-Detektiven gewesen sein. Bei den Casinos Austria zeigte man sich betroffen: "Auch uns sind Informationen zugegangen, wonach sogar mehrere Vorstände unseres Hauses abgehört und bespitzelt worden sein sollen. Casinos Austria hat sich deshalb als Privatbeteiligte dem Verfahren angeschlossen, um Akteneinsicht zu bekommen", hieß es in einer Stellungnahme von Casinos Austria-Sprecher Martin Himmelbauer.

"Profil": Abhören und Verleumdung

Der angeblich Bespitzelte hatte zuvor mehrmals Klagen gegen bwin wegen angeblich illegaler Machenschaften erhoben. Im Rahmen der Operation "Sigma" hatten Detektive den Mann beobachtet, berichtete "profil". Nach Sachverhaltsdarstellungen des Büros für Interne Angelegenheiten [BIA] hätten diese Detektive den Mann abgehört und mit "wissentlich falschen" Behauptungen verleumdet, so "profil".

Bwin "entsetzt", falls Vorwürfe stimmen

Das Unternehmen distanzierte sich jedenfalls von einer derartigen Vorgangsweise, sollte sie so stattgefunden haben. "Von illegalen Methoden ist uns nichts bekannt", so der Sprecher. "Falls das, was im 'profil'-Artikel steht, stimmt, wären wir entsetzt."

Für bwin habe die Notwendigkeit bestanden, mit einer Sicherheitsberatungsfirma Kontakt aufzunehmen, so der Sprecher. Er erinnerte an Probleme des Konzerns, etwa die "willkürliche Verhaftung der beiden Vorstände in Frankreich" und "juristische Tsunamis in den USA".

"Renommierteste Firma auf dem Markt"

In diesem Gesamtkontext habe sich das börsennotierte Unternehmen an die renommierteste Firma auf dem Markt gewandt, nämlich Bachler, der immerhin von anderen Blue-Chip-Unternehmen Referenzen habe. "Bachler ist Experte, er muss wissen, was er tut", so der bwin-Sprecher.

(APA)