26.03.2002

REKORD

Bildquelle: TechW

AOL Warner schreibt 54 Mrd USD ab

AOL Time Warner wird in diesem Quartal 54 Milliarden USD [61,4 Milliarden Euro] abschreiben, die den spekulativen Verlust des Konzernswertes während des Mergers von AOL und Time Warner reflektieren sollen.

Von der Größenordnung her entspricht die Sonderabschreibung etwa dem Bruttoinlandsprodukt von Neuseeland oder Ungarn.

Die Fusion war 2000 zunächst mit 181 Milliarden USD bewertet worden, aber zum Zeitpunkt des Abschlusses im Januar 2001 war der Wert des gemeinsamen Unternehmens auf 106 Milliarden USD geschrumpft.

Sorgen um die Entwicklung des Umsatzes und die zukünftigen Werbeeinnahmen hatten die Aktie des Konzerns um 47 Prozent einbrechen lassen.

Die Kosten der Blase

Seit Beginn dieses Jahres müssen US-Firmen den so genannten "Goodwill"-Anteil an Unternehmenskäufen jährlich angeben. Der Goodwill-Anteil ist jener, der über den objektiven Preis hinaus bezahlt wurde - und dieser war während des Internet-Hypes in der Regel Schwindel erregend hoch.

Bisher konnten diese Kosten auf 40 Jahre gestreckt und damit praktisch in den Bilanzen versteckt werden. Nach den neuen Regeln können die Abschreibungen auf Goodwill-Anteile nicht mehr auf die nächsten Jahrzehnte verteilt werden, sodass die in den letzten Jahren aufgelaufenen Kosten auf einen Schlag offen gelegt werden müssen.

Durch neue, verbindliche US-Bilanzierungsregeln dürften die wahren Kosten des Dot.com-Booms im Laufe dieses Jahres erstmals klar beziffert werden können.

Teure europäische Tochter

AOL Time Warner teilte im aktuellen Geschäftsbericht weiter mit, die Schulden der Tochter AOL Europe hätten sich Ende 2001 auf rund 573 Millionen USD belaufen.

Jordan Rohan, Analyst bei SoundView, bezeichnete die Summe als "bedeutend". AOL hatte zu Jahresbeginn den Anteil der Bertelsmann AG an AOL Europe für 6,75 Milliarden USD in bar zurückgekauft.