11.01.2000

JA ZUM MERGER

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AOLs Übernahme löst Börsenfieber aus

Im Sog des unerwartet gekommenen Rekordzusammenschlusses schoss die Aktie von Time Warner um 39 Prozent hinauf, die Nasdaq machte die Verluste der vergangenen Woche mit einem großen Satz nach oben zu einem Großteil wieder gut.

Die Fusion

Der US-Konzern Time Warner und der weltweit führende Internet-Anbieter America Online [AOL] werden zu einem neuen Giganten der Medienbranche fusionieren.

Wie beide Unternehmen am Montag mitteilten, liegt der zusammengerechnete Wert der neuen Gruppe namens AOL Time Warner bei etwa 350 Milliarden Euro.

Die AOL-Aktionäre sollen nach dem vorgesehenen Aktientausch 55 Prozent und damit die Mehrheit an der "ersten Medien- und Kommunikationsgesellschaft des Internet-Zeitalters" halten.

America Online ist in Deutschland mit Time-Warner-Konkurrent Bertelsmann verbündet und betreibt mit diesem gemeinsam den Dienst AOL Deutschland.

Steve Case im "'historischen Moment"

AOLs CEO Steve Case, der die gemeinsame Firma künftig führen soll, bezeichnete die Entscheidung zum Zusammenschluss als "historischen Moment", durch den ein "einzigartiges Unternehmen" geschaffen werde.

Der neue Medienriese soll den Angaben zufolge bis zum Jahresende geschmiedet sein.

Dabei erhalten die Time-Warner-Anteilseigner 1,5 Aktien des neuen Unternehmens und die AOL-Aktionäre jeweils einen Anteilsschein pro eigene Aktie.

Beide Seiten betonten, der Zusammenschluss müsse noch von den zuständigen Kartellbehörden und den Aktionären genehmigt werden.

AOL frisst Time Warner, nicht umgekehrt

AOL wird an dem neuen Unternehmen 55 Prozent halten.

Als Chef der neuen Firmengruppe ist AOL-Boss Steve Case vorgesehen, CNN-Boss Ted Turner, dessen Imperium mittlerweile großteils zum Time-Warner-Konzern gehört, hat sich als Stellvertreter angemeldet.

Die Aktien beider Unternehmen stiegen in Frankfurt nach dem Bekanntwerden der Fusionspläne stark an. Time Warner legte bisher um 8,9 Prozent zu, AOL um 13,5 Prozent.

Zu dem neuen Unternehmen mit einem prognostizierten Jahresumsatz von 30 Milliarden Euro werden neben den Online-Diensten AOL und CompuServe unter anderem Netscape, der Nachrichtensender CNN, das Pay-TV-Netzwerk HBO und der Kindersender Cartoon Network gehören.

Auch das Nachrichtenmagazin "Time", die Warner-Filmstudios und die Musiksparte von Warner werden Bestandteil des neuen Branchenführers sein.