Die wahren Kosten der Dot.com-Blase
Durch neue, verbindliche US-Bilanzierungsregeln dürften die wahren Kosten des Dot.com-Booms im Laufe dieses Jahres erstmals klar beziffert werden können.
Analysten erwarten, dass US-Unternehmen allein in den ersten drei Monaten nicht weniger als eine Billionen USD an Verlusten abschreiben werden, die auf spekulative Unternehmenskäufe während des Internet-Booms zurückzuführen sind.
Seit Beginn dieses Jahres müssen US-Firmen den so genannten "Goodwill"-Anteil an Unternehmenskäufen nämlich jährlich angeben. Der Goodwill-Anteil ist jener, der über den objektiven Preis hinaus bezahlt wurde - und dieser war während des Internet-Hypes in der Regel Schwindel erregend hoch.
Bisher konnten diese Kosten auf 40 Jahre gestreckt und damit praktisch in den Bilanzen versteckt werden.
Transparente Bilanzen
Nach den neuen Regeln können die Abschreibungen auf Goodwill-Anteile nicht mehr auf die nächsten Jahrzehnte verteilt werden, sodass die in den letzten Jahren aufgelaufenen Kosten auf einen Schlag offen gelegt werden müssen.
Den Anfang im großen "Bilanz-Strip" machte am Dienstag der weltgrößte Medienkonzern AOL Time Warner, der im ersten Quartal die Rekordsumme von 40 bis 60 Milliarden USD abschreiben wird.

Gesichtsverlust
Die Offenlegung der Spekulationsverluste aus der Zeit der Internet-Blase an den Börsen dürfte allerdings kaum ernsthafte Auswirkungen auf die Kurse der betroffenen Unternehmen haben, da die Verluste schon längst in den Kursen enthalten sind - schließlich wurden die Rekordpreise für Start-ups eine Zeit lang geradezu stolz verkündet.
In erster Linie dürften die Zahlen für die verantwortlichen CEOs peinlich werden, da jetzt das Ausmaß der "Kapitalverbrennung" klar beziffert werden kann.