Ein Trojanisches Pferd des FBI
Nachdem letzte Woche publik wurde, dass das FBI an einer Reihe neuer Überwachungs-Tools arbeitet, die auf private PCs und verschiedene Varianten der Online-Kommunikation abzielen, hat die Polizeibehörde die Existenz des Projekts zumindestens indirekt bestätigt, und es kommen auch immer mehr Details ans Licht.
Die gravierendste Nachricht dürfte dabei die Bereitschaft von privaten Sicherheitsfirmen sein, das FBI zu unterstützen oder ihm sogar zuzuarbeiten.
So hat laut der "Washington Post" "mindestens ein Unternehmen", nämlich McAfee, schon seine Kooperation angeboten, damit die McAfee-Sicherheits-Software nicht "versehentlich" die FBI-Schnüffel-Software "Magic Lantern" auf dem PC eines Verdächtigen entdeckt.
Die neuen FBI-Tools sollen die E-Mail-Überwachung mit "Carnivore" ergänzen bzw. erweitern. "Carnivore" [Fleischfresser] ermöglicht es angeblich, Millionen von E-Mails quasi in Echtzeit abzufangen und zu analysieren. Das umstrittene System wird auf einem Computer mit der FBI-Software, der in einem Käfig gegen Manipulationen von außen geschützt ist, bei Providern installiert und mit deren Servern verbunden.

Magische Laterne
Zentraler Bestandteil der Entwicklungen, die unter dem Codenamen "Cyber Knight" laufen, ist laut "gut informierten Kreisen" eine Software zum Ausspionieren von PCs mit dem Namen "Magic Lantern".
Die "Laterne" installiert eine Keylogging-Software auf dem "Ziel-PC", die sämtliche Tastatureingaben registriert und speichert und so auch den Zugang zu verschlüsselten Dateien ermöglicht.
Nach den FBI-Plänen soll "Magic Lantern" wie ein Virus via E-Mail [von einer "vertrauenswürdigen" Kontaktperson] oder schlicht durch einen klassischen Einbruch auf dem auszuforschenden PC installiert werden.
Neben "Magic Lantern" sollen auch Tools zum Ausforschen und Rastern von Chatrooms, Instant Messaging und Telefonie über das Internet zu dem Programm gehören.

Durchsuchung oder Abhören
Der Einsatz der "magischen Laterne" wirft allerdings derzeit unter Juristen und Kritikern der FBI-Methoden die Frage auf, welche Genehmigung dafür erforderlich ist.
Dabei ist das Verfahren zu einer Abhörmaßnahme relativ aufwendig und starken Auflagen unterworfen, während eine einfache Hausdurchsuchung relativ schnell und problemlos genehmigt wird. Sollte der Einsatz der Schnüffel-Software also als Hausdurchsuchung gelten, wäre die Kontrolle relativ lax - einer massenhaften Anwendung stände wenig im Weg.
Neben den privaten Sicherheitsfirmen wie McAfee bemüht sich das FBI unterdessen auch um die Zusammenarbeit mit Telekom-Unternehmen, um den reibungslosen Einsatz des "Cyber Knight"-Instrumentariums zu gewährleisten.
So beklagte sich die Behörde auf einem Kongress und in einem anschließenden Schreiben, dass die Verbreitung der Internet-Telefomie [Voice over IP] neue Abhörprobleme bereite. Die Telekoms sollen daher enger mit dem FBI zusammenarbeiten.
Damit nutzt das FBI die derzeit herrschende Stimmung in den USA, die nach mehr Sicherheit und weniger nach dem Schutz der Privatspäre verlangt.
