Biometrie-Debatte kommt in Österreich an
Durch den Plan von FPÖ-Klubobmann Peter Westenthaler, der ganzen Bevölkerung aus Sicherheitsgründen Fingerabdrücke abzunehmen, ist die Biometrie-Diskussion mit einiger Zeitverzögerung auch in Österreich angekommen.
Sowohl in den USA als auch in Deutschland wird seit den Terroranschlägen auf das World Trade Center über das Thema teils heftig debatiert.
Neben Politikern bestimmen dort allerdings auch die Hersteller von Biometrie-Systemen die Diskussion, die das gestiegene Sicherheitsbedürfnis als Chance zur Absatzsteigerung betrachten.
Am Donnerstag hat Westenthaler seinen Plan erneut bekräftigt: Der ganzen Bevölkerung sollen aus Sicherheitsgründen Fingerabdrücke abgenommen werden. Der Anfang dieser Maßnahme soll zunächst bei Zuwanderern gemacht werden. Jeder Nicht-EU-Bürger, der sich in Österreich niederlassen will, soll in Zukunft automatisch mit der Kriminalpolizei Bekanntschaft machen müssen.

Reaktionsschnell
Henning Arendt, Leiter des Projekts BioTrusT, das, unterstützt vom deutschen Bundeswirtschaftsministerium, die Marktchancen von Biometrie-Technologien untersucht, hat schon am 14. September, also drei Tage nach den Terroranschlägen, von einer größeren Nachfrage nach "den neuen Erkennungstechnologien" gesprochen:
"Jetzt muss man Lösungen finden für den Massenmarkt, die möglichst grenzüberschreitend einsetzbar sind", meinte Arendt und fügte hinzu: "Ich denke, wir werden nicht um die eindeutige Personenkontrolle herumkommen. Da kann die Biometrie helfen."

Morgenluft
In den USA meldeten sich unterdessen die Hersteller von Biometrie-Systemen direkt zu Wort - und das offensichtlich mit Erfolg: Die USA planen bereits auf zwei Flughäfen automatisierte Gesichtskontrollen einzuführen.
Der Regierungsausschuss zur Verbesserung der Sicherheit auf Flughäfen ließ sich bei dieser Entscheidung auch direkt von den Herstellern beraten, deren Ausführungen die Mitglieder für die "viel versprechende Technik" begeistern konnten.
Die Produzenten von Biometrie-Systemen haben allerdings Erfolge auch dringend nötig: Bisher bleiben die seit Jahren angekündigten Technologien nämlich weitgehend eine Zukunftsvision. In der Praxis konnten sich Zugangskontrollen anhand von Körpermerkmalen nicht durchsetzen.

Ein Biometrie-System aus Österreich
Aber auch in Österreich werden Biometrie-Systeme entwickelt und das derzeit bekannteste Projekt ist ausgerechnet ein Identifikationssystem, das auf Fingerabdrücken basiert.
Ein Konsortium unter der Führung der VOEST-Alpine Stahl Linz will das Identifikationssystem "ekey biometric system" ab 2002/2003 zunächst in Österreich, dann in Deutschland und in der Schweiz einführen. Bis 2007 will man mit dem System weltweit vertreten sein.

Temperatur steigt
Aber nicht nur die Motive der Hersteller, sondern auch die Argumente gegen die flächendeckende Einführung von biometrischen Idenfikationssystemen sind schon seit geraumer Zeit bekannt.
Die Situation des Individuums angesichts der umfassenden Vernetzung in Kombination mit neuen Identifikationsverfahren sei die eines Froschs in einem Topf mit Wasser, der nicht bemerkt, dass es langsam immer heißer wird, sagte Phil Zimmermann bereits 1999 zur FutureZone.
"Eines Tages werden wir aufwachen und müssen festellen", so der Erfinder des Verschlüsselungsprogramms "Pretty Good Privacy", "dass unsere Privatsphäre einfach verschwunden ist."
