Undurchsichtige Doppelrolle der Banken
Auf die Doppelrolle einiger Großbanken bei Libro hat der Alpenländische Kreditorenverband [AKV] aufmerksam gemacht.
Diese Doppelrolle - also der Status als indirekter Gesellschafter und als Kreditgeber - könnte für die betreffenden Kreditinstitute [konkret vor allem Creditanstalt [CA] und Raiffeisen Zentralbank [RZB]] im Fall einer gerichtlichen Insolvenz über Libro problematisch werden.
Die Banken wiesen den Vorwurf der "nachrangigen Gläubigerstellung" als rechtlich falsch zurück.
Kreditforderungen nachrangig
Laut Alois Schönfeld von der Insolvenzabteilung des AKV würde das
bedeuten, dass im Fall eines Ausgleichs oder Konkurses ihre
Kreditforderungen als nachrangig zu behandeln seien. Sie hätten
demnach also auch keine Quote zu begehren.

Indirekte Eigentümer
Die genannten Banken haben laut AKV einerseits Beteiligungen an der Libro-Aktionärin UIAG [Unternehmens Invest] und sind gleichzeitig bedeutende Kreditgeber von Libro. Noch in der Hauptversammlung der UIAG Ende April 2001 waren CA und RZB mit eigenen Aktien vertreten gewesen.
Durch Mitarbeiter, die als Aufsichtsräte der UIAG fungieren, haben die Banken demnach sowohl die gesellschaftsrechtliche Entwicklung bei Libro kontrolliert wie auch durch ihre eigenen Kreditabteilungen ihre Kreditengagements genehmigt.
Sie hatten daher zu jedem Zeitpunkt die volle Information über die Situation der Libro AG und sind damit in einer "verantwortlichen Position gegenüber den Lieferantengläubigern von Libro".
Diese Lieferanten hätten nämlich wegen des Kredit- und Beteiligungsmanagements der Banken "niemals Zweifel an der Bonität der Libro AG" haben müssen, so die AKV.
"Im objektiven Sinn kreditunwürdig"
Seitdem feststeht, dass Libro bereits seit längerem "im
objektiven Sinn kreditunwürdig war und seit kurzem die
Zahlungsunfähigkeit eingestehen musste, ist der Schluss zu ziehen,
dass die involvierten Banken ihrer verantwortlichen Position
einschließlich ihrer im Insolvenzfall nachrangigen Gläubigerstellung
gerecht sein müssen", formulierte der AKV. "Es sollten also die
Lieferanten ungeschoren bleiben", fordert der AKV-Experte.

Banken: "Frage stellt sich nicht"
Die genannten Banken [CA, RZB] betonten hingegen, Kredite würden in einem Insolvenzfall erst dann als Eigenkapitalersatz gewertet, wenn die kreditgebende Bank mehr als 25 Prozent am Schuldnerunternehmen halte.
Sie seien jedoch nur mit jeweils rund 13 bzw. zehn Prozent an der UIAG beteiligt, die UIAG wiederum nur mit zehn Prozent an Libro. Durchgerechnet ergebe sich für die genannten Kreditinstitute daher nur eine jeweils einprozentige Beteiligung an der angeschlagenen Libro AG selbst.
Die Frage eines Eigenkapitalersatzes stelle sich deshalb überhaupt nicht, halten die Banken fest.
Entlassungen
Von den Kündigungen betroffen sind dem Vernehmen nach zehn
Libro-Filialen und drei Amadeus-Filialen, darunter das Outlet im
Wiener Kaufhaus "Steffl".

20 Prozent aus der "Verwaltung"
Von den 310 Mitarbeitern von Libro, die im Frühwarnsystem des AMS zur Kündigung angemeldet wurden, stammen 80 Prozent aus dem Filialbereich.
20 Prozent der betroffenen Mitarbeiter sind im Bereich "Verwaltung" tätig, erfuhr die APA "aus informierten Kreisen".