15.06.2001

ANGEBOT

Bildquelle:

Yline-Chef will Libro übernehmen

Der Vorstandsvorsitzende der börsenotierten YLine AG, Werner Böhm, hat gemeinsam mit dem steirischen Industriellen Ernst Hofmann, u.a. Aufsichtsratschef der Pankl & Hofmann AG und Miteigentümer der Röhrig High Tech Plastics AG, sowie weiteren vier Investoren heute, Freitag, um 11 Uhr ein Übernahmeangebot für den angeschlagenen Libro-Konzern gelegt.

Dies bestätigte YLine-Pressesprecher Willi Berner, mit dem Hinweis, das Angebot habe nichts mit YLine zu tun, denn Böhm habe das Angebot aus Privatinteresse gelegt.

1 Mrd. ATS soll investiert werden

Die Investorengruppe sei bereit, insgesamt 1 Mrd. ATS [72,7 Millionen Euro] in Libro zu investieren. 300 Millionen ATS davon sollen im Wege einer sofortigen Kapitalerhöhung in das Unternehmen gesteckt werden, weitere 700 Millionen ATS bis Jahresende 2001 auf Basis einer weiteren Kapitalerhöhung, die in der nächsten Hauptversammlung beschlossen werden soll.

Die Investorengruppe wolle mit einem neuen, international orientierten Management-Team die Sanierung von Libro durchführen, hieß es weiter.

Böhm erwarte sich für sein Angebot "große Chancen" für den Zuschlag, da er eine österreichische Lösung biete, so Berner.

Hofmann ist weiters u.a. Hauptgesellschafter der Hofmann & Pankl GmbH und sitzt auch im Aufsichtsrat der YLine.

Bisheriger Favorit ausgestiegen

Anton Stahrlinger, Chef der bisher als am aussichtsreichsten geltenden Bietergruppe für die Libro-Übernahme hat heute den Ausstieg aus dem Bieterrennen angekündigt.

"Wir stellen sämtliche Aktivitäten in diesem Zusammenhang ein", erklärte ein sichtlich verärgerter Stahrlinger in den Mittagsstunden, nachdem ein Gesprächstermin mit Vertretern von Kreditinstituten kurz davor geplatzt war. "Ich deute die Signale derzeit so, dass kein Interesse besteht, einen Deal mit uns abzuschließen."

Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass die kolportierten Geldgeber der Stahrlinger-Bietergruppe teilweise mit Yline in Verbindung gebracht werden können.

Der US-Fond "Navigator" sollte laut Format "mindestens 1,1 Mrd. ATS" in die Stahrlinger-Bietergruppe einbringen. Navigator hat kürzlich Yline eine kräftige Finanzspritze verpasst.

"Aktive Aufmerksamkeit"

Auch die Styria Medien AG soll angeblich "Appetit" auf die schwer angeschlagene Libro-Gruppe haben, berichtet das Magazin "New Business" in seiner jüngsten Ausgabe.

Styria-Generaldirektor Horst Pirker dementierte am Freitag gegenüber der APA zwar aktive Verhandlungen mit Libro, erklärte aber: "Wir verfolgen die Libro-Geschichte mit aktiver Aufmerksamkeit."

"Der Standard" nennt in seiner Freitag-Ausgabe drei neue Libro-Interessenten. Neben der Schweizer Eurobooks Buchhandelskette und dem deutschen Douglas-Konzern wird eine "anonyme Gruppe österreichischer Industrieller" genannt, die nach Informationen der Zeitung "bisher nur in Form des Wiener Rechtsanwalts Karl Schleinzer aufgetreten ist".

Schleinzer erfreue sich laut "New Business" bester Kontakte zur Styria Medien AG, wo er im Aufsichtsrat sitzt.

Business

Libro-Konzern hat unterdessen den 800 bis 900 Lieferanten nach schwierigen Verhandlungen nun ein verbessertes Angebot im Rahmen eines außergerichtlichen Ausgleichsverfahren angeboten, betätigt Hans-Georg Kantner vom Kreditschutzverband von 1870 [KSV]. Das ursprüngliche Angebot von 40 Prozent - der gesetzlichen Mindestquote in einem Ausgleich - wurde für Lieferanten ab 1,5 Millionen ATS auf 50 Prozent angehoben. Lieferanten mit Forderungen bis 1,5 Millionen ATS werden voll befriedigt.

Banker stutzig

"Stutzig" wurden Bankenvertreter, dass heute ein Angebot einer Bietergruppe für Libro eingelagt sei, das "fast wortgleich" mit dem früheren Papier des Konsortiums um PBS/Stahrlinger sei, wie es aus Bankenkreisen gegenüber der APA hieß.

Ohne Beweise zu haben, lege dies den Verdacht nahe, dass "nur die Frontleute andere" seien, dahinter aber der selbe Interessentenkreis stehe.