24.04.2001

WIRELESS

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Erstes UMTS-Netz geht demnächst online

Ob man mit dem neuen Mobilfunkstandard UMTS doch Geld verdienen kann, soll ab Ende Mai geklärt werden.

Dann nämlich geht auf der kleinen Insel Isle of Man zwischen Großbritannien und Nordirland das erste kommerzielle UMTS-Netz der Welt in Betrieb.

Breitband via Handy

Was hier zu Lande noch Zukunftsmusik ist, kann der Handy-Besitzer dort bereits austesten: Breitbandanwendungen übers Handy fahren; Daten mit einer Geschwindigkeit von bis zu 390 Kilobit/Sekunde herunterladen.

Kunde entscheidet über Nutzen der Technik

"Der Unterschied zwischen dem aktuellen GSM-Standard und UMTS ist so gewaltig, dass man von diesem Experiment eine Menge lernen kann", meint Declan Lonergan von der Technologie-Consulting-Firma Yankee Group.

Umgerechnet rund eine halbe Billion ATS haben fünf britische Telekomkonzerne für die UMTS-Lizenzen in Großbritannien gezahlt. Jetzt brennt ihnen die Frage unter den Nägeln, ob und wie der Kunde die neue Technik nutzen wird.

Das wird sich unter anderem mit der von Siemens entwickelten Anwendung "Isle of Man On Air" zeigen. Sie stellt den Standort des Benutzers fest und liefert ihm Informationen über Geschäfte, Restaurants und touristische Ziele in der unmittelbaren Umgebung.

Erst wenige UMTS-Handys verfügbar

Bis zum ersten UMTS-Handygespräch auf der Insel hat Marc Briers, Direktor der zur British Telecommunications gehörenden lokalen Gesellschaft Manx Telecom, aber noch alle Hände voll zu tun. Von den rund 200 zu vergebenden Handys sind erst drei auf der Isle of Man eingetroffen.

Auch von den 30 geplanten Basisstationen werden Ende Mai lediglich zehn ans Netz gehen, die immerhin 70 Prozent der 75.000 Einwohner abdecken.

Die wegen Maul- und Klauenseuche verhängten Vorsichtsmaßnahmen verhinderten bisher den Aufbau 20 weiterer Basisstationen auf Farmland. "Wir arbeiten 24 Stunden am Tag, um so weit wie möglich zu kommen", stöhnt Briers.

Schüler können UMTS-Handy entwickeln

Die neuen UMTS-Handys werden auf der autonomen Insel auch im Handel erhältlich sein. Die meisten Geräte wird Manx Telecom aber gratis verteilen, um bestimmte Zielgruppen testen zu können. Zu den UMTS-Versuchskaninchen gehören Regierungsmitglieder und Beschäftigte der Tourismus-Industrie, aber auch die Gewinner eines Aufsatzwettbewerbs an den Schulen der Insel.

UMTS-Lizenzen gratis

Letzere werden vielleicht das Angebot des Videospiel-Produzenten Gameplay nutzen und in dem Spiel "Arctic Love" online Pinguine verkuppeln. Landwirte sollen über UMTS an Wettervorhersagen kommen, anderen Berufsgruppen sollen Videokonferenzen ermöglicht werden.

Es ist kein Zufall, dass BT die Isle of Man für den Versuch auswählte. Die autonome Regierung der Insel stellte die UMTS-Lizenz kostenlos zur Verfügung, statt sie wie in anderen Ländern teuer zu verkaufen.

Deswegen konnte BT hier schon mit der Planung beginnen, als anderswo noch über die Versteigerung der begehrten Lizenzen nachgedacht wurde.

"Kein kompletter Marketing-Plan"

Man ist sich bei Manx Telecom der Tatsache bewusst, dass die Ergebnisse des Insel-Experiments nur begrenzt auf Großbritannien übertragbar sein werden. "Wir werden hier keinen kompletten Marketing-Plan ausarbeiten können, sondern bestenfalls die ersten Seiten des ersten Kapitels", schätzt Briers.

Doch seiner Meinung nach steht bei der UMTS-Einführung so viel auf dem Spiel, dass diese ersten Seiten schon von großem Wert sein werden.