Telecom Italia will Sundt ablösen
Der Chef der Telecom Italia [TI], Roberto Colaninno, hat in einem Interview mit der Mailänder Wirtschaftszeitung "Sole 24 Ore" zu den seit Monaten andauernden Spekulationen um eine Ablöse von Heinz Sundt, dem Vorstandsvorsitzenden der Telekom Austria [TA], an der die TI 29,8 Prozent hält, Stellung genommen und dabei hartnäckige Gerüchte zumindestens teilweise bestätigt.
"Der Aufsichtsrat wird einen Generaldirektor ernennen, mit dem wir und die Regierung einverstanden sind", sagte Colaninno.
Colaninno bestätigte zudem, dass er Finanzminister Karl-Heinz Grasser [FPÖ] sowie ÖIAG-Vorstand und TA-Aufsichtsratsvorsitzenden Johannes Ditz getroffen habe:
"Wir haben uns über eine Führungsstrategie geeinigt, die uns mehr einbezieht. Wir planen künftig monatliche Treffen, um die Unternehmensperformance zu messen. Die Geschäftsergebnisse werden auch künftig öfter im Aufsichtsrat zur Sprache kommen", sagte Colaninno.
Nächste Woche könnte eine Entscheidung über den von offizieller Seite stets dementierten Vorstandswechsel in der börsennotierten Telekom Austria fallen, berichtete der "Standard" - der allerdings seit Monaten über die kurz bevorstehende Ablöse Heinz Sundts berichtet - in seiner Ausgabe vom Donnerstag.

Aufstockung erwünscht
Die TI ist laut Colaninno auch bereit, den Anteil an der TA aufzustocken, sollte sich die österreichische Regierung, die über die ÖIAG noch 47,8 Prozent an der TA hält, zu einer Reduzierung ihrer Beteiligung entschließen:
"Wenn sich die Regierung zu einer Senkung ihrer Beteiligung entschließt, sind wir bereit, unsere zu steigern, natürlich wenn es möglich ist. Österreich bleibt für uns strategisch wichtig, weil es ein Tor in Richtung Mitteleuropa ist", betonte Colaninno.
Der im letzten Herbst festgelegte Ausgabekurs für die Aktien der TA von neun Euro war für die TI ein Hauptgewinn. Nach Klauseln aus dem Vertrag von 1997, der den Einstieg der TI mit 25 Prozent an der TA regelt, standen den Italienern Gratisaktien aus dem Anteil der Staatsholding ÖIAG zu. Diese Morgengabe betrug nicht weniger als 4,8 Prozent aller TA-Anteile, wodurch sich der Anteil der TI auf 29,8 Prozent erhöht.

Internationale Strategie
Der TI-Chef will außerdem die ausländischen Interessen seiner Gruppe erweitern und dabei auf lokale Manager setzen:
"Die internationalen Aktivitäten unserer Gruppe werden tief greifend geändert. Alle Mobilfunkbetreiber sind bereits unter der Kontrolle von TIM. Jetzt müssen wir lernen, jedes Land auf lokaler Ebene zu verwalten und die Strukturen zu entbürokratisieren. Der Erfolg einer Telekommunikationsgruppe hängt vom menschlichen Kapital ab. Man kann nicht alles aus Rom leiten", sagte Colaninno.
"Im Ausland soll jede Gesellschaft in vollkommener Autonomie arbeiten können. Das bedeutet, dass man dem Management starke operative Autonomie sichern muss", so Colaninno. Das Interesse der Gesellschaft werde sich hauptsächlich auf Europa und Südamerika konzentrieren.
