Aufstand in der Telekom Austria
Strenggenommen hat die Telekom Austria derzeit nur vier Mitarbeiter - nämlich die vier Vorstandsmitglieder Heinz Sundt, Stefano Colombo, Rudolf Fischer und Heinz Brasic. Alle übrigen 15.000 TA-Mitarbeiter wurden mittlerweile in die Personalmanagement GmbH "TAP" überführt.
Laut TA-Generaldirektor Heinz Sundt soll diese Maßnahme einerseits dazu dienen, die erforderliche Restrukturierung des Konzerns durchzuführen, andererseits soll damit der Abbau von 5.000 Mitarbeitern - vorwiegend im technischen Bereich - zügig in die Wege geleitet werden.
Kritik am "unmenschlichen Personalabbau" hagelt es hingegen von der Gewerkschaft. Der Vorsitzende der Gewerkschaft Post- und Fernmeldebediensteter Hans-Georg Dörfler wirft dem Telekom-Vorstand vor, den erst im Oktober 2000 vereinbarten Sozialplan nicht einzuhalten.
Gewerkschaft plant Menschenkette um die TA-Zentrale
Die Gewerkschaft der Post- und Fernmeldebediensteten plant für
kommenden Dienstag eine Menschenkette um die Unternehmenszentrale
der Telekom Austria. Sie will damit auf die "menschenverachtenden
Zustände" im Zuge des Personalabbaus aufmerksam machen."Den
Mitarbeiter wird das förmliche Schreiben der Abberufung überreicht.
Dann stehen ihnen noch zwei Tage zur Verfügung, den Arbeitsplatz zu
räumen und auf Abruf zu Hause zu warten", schildert TA-Betriebsrat
Erich Wandaller die Lage.

15.000 TA-Mitarbeiter ausgegliedert
Mit 1. November 2000 wurden alle TA-Mitarbeiter in die neu
gegründete 100-prozentige Tochter Telekom Austria Personalmanagement
GmbH, kurz TAP genannt, ausgegliedert, die als Vehikel für den
Personalabbau dienen soll. Zwei Drittel der ausgegliederten
Mitarbeiter sollen nun in das Kerngeschäft der TA rückgeführt
werden, das restliche eine Drittel über sieben verschiedenen Modelle
abgebaut werden.

Weitere Kündigungen stehen unmittelbar bevor
Schon für die nächsten Tage stehen bei der Telekom 400 weitere Kündigungen an. Auch 150 "provisorische" Beamte sollen ihren Arbeitsplatz verlieren. Zusätzlich sollen mehr als 1.000 beamtete Telekom-Mitarbeiter mit einem Einkommensverlust von bis zu 30 Prozent freigestellt werden.
Dörfler wirft dem Telekom-Vorstand nun vor, dass bis jetzt mit keinen Umschulungen begonnen wurde, keine neuen Geschäftsfelder erschlossen wurden, die vereinbarte Arbeitsstiftung immer noch nicht steht und es keine interne Arbeitsvermittlung gibt.
"Während der Vorstand durch Untätigkeit glänzt, werden viele Mitarbeiterinnen gemobbt und besonders jene Beschäftigte unter massiven Druck gesetzt, die kommenden Dienstag bei der Menschenkette mitmachen wollen", so Dörfler.
Arbeitsstiftung soll Härten abfangen
Anfang April soll die Ende Februar gegründete Arbeitsstiftung
ihre Arbeit aufnehmen, für Ende März wird die AMS-Anerkennung
erwartet. Für Angestellte, die allerdings nur 21 Prozent der
TA-Beschäftigten darstellen, ist der Weg zur Stiftung kein Problem,
da sie Anspruch auf Arbeitslosengeld haben, das vom AMS gezahlt
wird. Die Schulungen werden vom AMS und der TA gemeinsam finanziert.

"Plan ist mehr als sozial"
Sundt räumt zwar ein, dass es in Einzelfällen zu Vorgangsweisen gekommen ist, "die so nicht vom Management gewünscht waren." Er sei für Einzelkorrekturen zu haben, am Ziel des Personalabbaus von 15.000 auf 10.000 Beschäftigte sei aber sicher nicht zu rütteln. "Zur Personalreduktion gibt es keine Alternative", sagte Sundt. Andernfalls sei die Telekom Austria nicht wettbewerbsfähig.
Die Personalreduktion soll der Telekom Austria künftig jährliche Einsparungen von rund 300 Millionen Euro [4,128 Mrd. ATS] bringen. Die Kosten für den Personalabbau beziffert die TA mit 3,5 Milliarden Schilling. Der mit der Gewerkschaft ausverhandelte Plan "sei mehr als sozial, weil nicht billig", betonte Sundt.
Auf scharfe Kritik der Gewerkschaft war auch die Einstellung der Lehrlingsausbildung in den Ausbildungszentren in Wien und Graz gestossen. Die TA werde diese Ausbildungszentren ausgliedern und für die Erwachsenenbildung mit einem Partner voraussichtlich unter dem Namen "Telekom-Akademie" weiterführen, kontert Sundt. Die 90 Ausbildner sollen ihren Arbeitsplatz behalten.
