Arbeitskampf bei Telekom Austria eskaliert
Die Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter [FSG] in der Gewerkschaft der Post- und Fernmeldebediensteten [GPF] ruft am 20. März zu einer Solidaritätskundgebung in Form einer Menschenkette rund um die Unternehmenszentrale der Telekom Austria [TA] am Schwarzenbergplatz in Wien auf.
Ziel der Aktion sei es, darauf hinzuweisen, wie es um das Schlachtschiff des heimischen Telekommunikationsmarktes stehe, hieß es am Donnerstag aus der Gewerkschaft.
Die GPF wolle künftig alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um weiteren Schaden von TA- und Post-Mitarbeitern abzuwenden.
"Strategischer Führungsdilettantismus"
Die sozialdemokratischen Gewerkschafter fahren bei ihrem Protest
mit schweren rhetorischen Geschützen auf. In einer Pressemitteilung
der FSG heißt es, "Kündigungen von Hunderten Mitarbeitern,
strategischer Führungsdilettantismus, menschenverachtende
Unternehmenspolitik mit unfassbaren Auswirkungen" würden die
Beteiligten auf die Barrikaden treiben. Trotz voller Auftragsbücher
und Hochkonjunktur am Telekomsektor würden Hunderte TA-Mitarbeiter
zur Untätigkeit gezwungen. Anstatt sich offensiv auf dem Markt zu
bewegen und zukunftsweisende Strategien zu entwickeln, würde als
einziges Allheilmittel der Abbau von qualitativ hochwertigem
Personal verwendet.

Stopp der Lehrlingsausbildung
Als bisher "letzten Schlag des Vorstandes" führt die FSG den vollständigen Stopp der Lehrlingsausbildung in Wien und Graz an. Ausbildner und Ausbildungszentren würden nun verkauft.
Es sei eine Schande, dass sich ein Zukunftsunternehmen dieser Größenordnung gänzlich vor der Verantwortung drücke, der Jugend eine Chance auf Ausbildung zu bieten, wo doch seit Monaten das Fehlen von IT-Arbeitskräften und Computerspezialisten in Österreich beklagt werde.
Jet2Web möchte UTA-Mitarbeiter abwerben
Eine Flugblattaktion der TA am Montag dieser Woche ließ
offenkundig den schon seit längerem schwelenden Konflikt zwischen
Gewerkschaft und TA-Management eskalieren. Bei der Aktion wurden vor
den Unternehmenszentralen von UTA und Netway Flugblätter mit der
Aufschrift "Jet2Web Internet sucht die Besten" verteilt.

Jet2Web-Chef Zehetner wehrt sich
Eduard Zehetner, der Geschäftsführer von Jet2Web, der Internet-Tochter der Telekom Austria, wehrt sich gegen die Vorwürfe des TA-Betriebsrats, beim Konkurrenten UTA/Netway Arbeitskräfte abzuwerben und damit der TA zu schaden und deren Mitarbeiter zu diskriminieren.
"Ich rekrutiere meine Mitarbeiter aus der TA, wenn sie dort verfügbar sind. Wenn das nicht der Fall ist, muss ich sie von außen holen", so Zehetner.
"Ich muss Positionen besetzen, um das Geschäft voranzutreiben", stellte Zehetner fest: "Am liebsten nehme ich natürlich TA-Mitarbeiter, aber das geht nicht immer. Die Jobs, die von außen besetzt wurden, waren wochenlang intern ausgeschrieben, aber keiner hat sich beworben."
40 der derzeitigen Mitarbeiter von Jet2Web seien aus der ehemaligen Highway 194, die in die Jet2Web übernommen wurde, gekommen, rund 80 habe man aus dem Telekom-Austria-Umfeld rekrutiert, 30 bis 40 hingegen von außen.
Von den Vorwürfen und der vom Betriebsrat geforderten Ablöse habe er heute aus den Medien erfahren: "Bisher ist noch keiner der Betriebsräte deshalb auf mich zugekommen", so Zehetner.

Jeder Dritte muss gehen
Die TA will in den nächsten drei Jahren 5.000 der insgesamt 15.000 TA-Mitarbeiter abbauen. Alle Mitarbeiter wurden deshalb mit November 2000 in eine dafür gegründete Personalmanagementgesellschaft ausgegliedert.
10.000 Mitarbeiter sollen für das TA-Kerngeschäft wieder in die TA rückgeführt werden, für die restlichen Mitarbeiter sind Frühpensions- und Abfertigungsregelungen sowie Umschulungen vorgesehen.