Start für Videos am Handy
Was die UMTS-Propagandisten in Europa groß versprechen, macht der Mobilfunkkonzern NTT DoCoMo in Japan zur Realität: Als weltweit erstes Telekommunikationsunternehmen bietet der Konzern einen Videodienst für Mobiltelefone an.
Wie NTT DoCoMo am Mittwoch mitteilte, können Kunden des Personal-Handyphone-Systems [PHS] "eggy" ab 8. Dezember Videoinhalte wie Nachrichten und Unterhaltungsinformationen über den mobilen Internet-Dienst von NTT DoCoMo herunterladen.
Den Kunden in Japan sollen mehr als 130 Programme über rund 47 Kanäle zur Verfügung gestellt werden. Anbieter sind große Fernsehsender und Nachrichtenagenturen. Die monatliche Grundgebühr für den "M-stage visual" genannten Dienst werde 200 Yen [rund 2,1 Euro] und die Benutzungsgebühr 15 Yen pro Minute betragen.
NTT DoCoMo ist mit seinem "i-mode"-Handy auch Pionier des mobilen Zugangs zum Internet. Im kommenden Mai führt der Konzern als erste Telekom der Welt die dritte Mobilfunkgeneration ein, weit vor der Konkurrenz in Europa und den USA.

Keine ganzen Videoclips übers Handy
Ende letzter Woche hat "i-Mode"-Chef Keichi Enoko vor zu großen Profiterwartungen bei der UMTS-Technologie gewarnt und die technischen Möglichkeiten von UMTS in Zweifel gezogen. Seiner Meinung nach ist UMTS nicht zur Übertragung großer Datenmengen geeignet.
Im Gegensatz zu den Erwartungen großer europäischer Netzbetreiber sei es laut Enoko nicht sinnvoll, ganze Videoclips oder Musikstücke mit dieser Technik auf das Mobiltelefon zu übertragen.
DoCoMo werde daher kleinere "Appetithappen" von zehn bis 15 Sekunden anbieten, die Datenübertragung der vollständigen Stücke bleibe aber günstigeren und technisch ausgereifteren Wegen [TV oder PC] überlassen.

WAP versus "i-Mode"
NTT DoCoMo verfolgt derzeit eine globale Expansionstrategie. Man nimmt an, dass das Unternehmen auch seinen erfolgreichen mobilen Netzzugang "i-Mode" weltweit exportieren und damit WAP angreifen will.
In Europa kooperiert NTT DoCoMo bereits mit der niederländischen KPN Mobile und der Hutchison 3G UK Holding. In den USA ging die Mobilfunktochter des japanischen Ex-Monopolisten zudem eine Allianz mit dem weltgrößten Internet-Dienst AOL ein.
In der Vorwoche gab es auch Medienberichte über eine möglichen Beteiligung von NTT DoCoMo an AT&T Wireless, der Mobilfunktochter des US-Konzerns AT&T.
Mit dem geplanten Einstieg bei AT&T Wireless würde NTT DoCoMo sein Standbein auf dem amerikanischen Markt weiter festigen. Der Wirtschaftszeitung "Nihon Keizai Shimbun" zufolge wurde bereits eine weitgehende Vereinbarung getroffen.
