01.06.2000

TATÜ

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Auch Österreich hat Cybercops

Das Innenministerium hat heute in einer Aussendung die Ausforschung und Verhaftung des Niederösterreichers erläutert, dem vorgeworfen wird, eine Variante des "ILOVEYOU"-Virus versandt zu haben.

Der Fall scheint vordergründig nicht besonders spektakulär zu sein. Aber die Tatsache, dass "speziell geschulte Kriminalbeamte einer neuen Einheit des Innenministeriums zur Bekämpfung von Computerkriminalität" die Ermittlungen übernahmen, ist bemerkenswert - bisher war von einer solchen Cybercop-Einheit in Österreich nichts bekannt.

Strasser will verstärkte internationale Kooperation

Da in Deutschland ebenfalls ein Verfahren gegen den Versender dieses Virus anhängig ist, wurden Beamte des Bundeskriminalamtes in die Ermittlungen bezüglich der Auswertung des beschlagnahmten Computers und Ermittlung weiterer Geschädigter einbezogen.

"Die erfolgreiche Zusammenarbeit bei Ermittlungen gegen Computer-Straftäter, insbesondere mit dem Bundeskriminalamt, bewies auch in diesem Fall die Notwendigkeit der intensiven internationalen Kooperation zur Bekämpfung von Computerkriminalität", betonte Innenminister Ernst Strasser.

Cybercops in Action

Das Innenministerium beschreibt die Ausforschung folgendermaßen: "Durch die Analyse des Inhaltes der E-Mail, welcher der Virus als Anhang angeschlossen war, konnten die Spezialisten jenen Provider ausforschen, über den das Mail in das Internet gelangte. Durch die erfolgreiche Zusammenarbeit der Beamten mit vielen österreichischen Internet-Service-Providern konnte rasch die Sicherung der Einwahldaten des Täters veranlasst werden. Der Versender der neuen Virenform benutzte für die Einwahl ins Internet einen anonymen Gast-Zugang. Durch die eingehende Auswertung des verwendeten Accounts ist es den Beamten gelungen, einen Fehler des Virenversenders auszunutzen und seine elektronische Spur bis an den Tatort - sein Arbeitszimmer - zurückzuverfolgen."

Sozial isoliert, technisch versiert

Klaus Mits, der Leiter der ermittelnden Abteilung im Innenministerium, beschreibt den Verdächtigen als "zurückgezogenen Einzelgänger, der wahrscheinlich über überdurchschnittliche EDV-Kenntnisse" verfüge - also als einen Täter mit Lehrbuchprofil.

Bei der Einvernahme soll er "nach längerem Leugnen durch die erdrückende Beweislast ein umfangreiches Geständnis" abgelegt haben, "in dem er neben der Versendung der bereits bekannten 50 E-Mails auch zahlreiche weitere Virenangriffe zugibt".