Microsoft und Real legen Kartellstreit bei
Vereinbart wurde eine Zahlung von insgesamt 761 Mio. US-Dollar [631 Mio. Euro]. Für 460 Mio. US-Dollar kauft sich Microsoft dabei von den Vorwürfen frei, durch enge Verknüpfung des Windows Media Players mit Windows Wettbewerber zu benachteiligen.
Der andere Teil von 301 Mio. US-Dollar in bar fließt in die künftige Kooperation der beiden Konzerne bei digitaler Musik und Spielen.
Die Vereinbarung im DetailGemeinsam gegen iTunes
"Heute schließen wir ein Kapitel in unseren Beziehungen zu Microsoft ab und beginnen ein neues", so RealNetworks-Chef Rob Glaser.
Die Vereinbarung schließt den 18-monatigen Support von Microsoft für den neuen Partner bei Produktentwicklung, -vertrieb und Marketing ein.
Real wird dafür die MSN Search und die Windows-Media-Technik in seinen Diensten unterstützen. Außerdem werden Games von RealNetworks via MSN Games und auch Xbox 360 Live vermarktet.
"Durch das Abkommen werden Millionen MSN-Kunden einfacheren Zugang zu Abo-Diensten für Musik und Spiele bekommen", erklärte Microsoft-Chef Bill Gates. Auch sei der Bereich digitale Musik einer der am schnellsten wachsenden Märkte.
In den vergangenen Jahren hatte Microsoft zur Beilegung ähnlicher Kartellstreitigkeiten bereits Millionen Dollar gezahlt, unter anderem an IBM, Time Warner und Sun.
Microsoft kauft sich HandlungsfreiheitRekordbußgeld der EU
RealNetworks warf Microsoft vor, mit der Integration des Windows Media Player in sein Betriebssystem Windows Wettbewerber ausgeschlossen zu haben, und legte daher Ende 2003 Kartellklage ein.
RealNetworks bietet auf diesem Gebiet den Real Player an. Ursprünglich forderte RealNetworks bis zu eine Milliarde US-Dollar Schadenersatz.
Auch die US-Justizbehörde und die EU hatten die enge Bündelung des Betriebssystems mit Windows kritisiert.
Die EU-Kommission hatte genau aus diesem Grund im März 2004 ein Rekordbußgeld von 497 Mio. Euro gegen Microsoft verhängt und dem Konzern auferlegt, eine Windows-Version ohne den Media Player auf den Markt zu bringen. Sie reagierte damit auf Beschwerden unter anderem von RealNetworks.
EU nun im Alleingang gegen MS
Die Version von Windows ohne Media Player, "Windows N" - das "N"
steht für "No Media Player" -, ist seit Juli 2005 erhältlich.
Windows ohne Media Player ab JuliAktie schoss in die Höhe
Neben den beiden Konzernen können sich vor allem die Aktionäre von RealNetworks über die Einigung freuen.
Schon im Vorfeld der Bekanntmachung katapultierte sich der Kurs der Real-Aktien an der Wall Street um 30,14 Prozent auf 7,47 US-Dollar nach oben. Microsoft-Aktien gaben um 0,65 Prozent auf 24,30 Dollar nach.
