03.08.2005

WACHSTUM

Online-Nachschlagewerk Wikipedia boomt

Das Wort "Wiki" kommt aus Hawaii und heißt schnell.

Diesen Anspruch hat die Internet-Enzyklopädie Wikipedia eingelöst: In nur vier Jahren hat das kostenlose Online-Nachschlagewerk das Netz erobert. Weltweit bringt es Wikipedia in mehr als 60 Sprachen auf über zwei Millionen Einträge.

Jetzt will die Wiki-Gemeinde von Donnerstag bis Sonntag [4. bis 7. August] in Frankfurt auf ihrer ersten internationalen Konferenz die Zukunft erörtern.

Neben Software-Fragen wird es dabei auch um die Frage der Zuverlässigkeit der Artikel gehen, die von sehr unterschiedlicher Qualität sein können. "Wikipedia sieht sich global in erster Linie der Neutralität verpflichtet", sagt der Vater der Enzyklopädie, Jimmy Wales, der ebenfalls nach Frankfurt gekommen ist.

Die Philosophie des 38-jährigen Amerikaners aus Florida ist einfach: Informationen sollen für alle frei zugänglich sein, und alle Internet-Nutzer können bei der Enzyklopädie mitmachen. Jeder Artikel oder Eintrag kann von anderen verbessert oder erweitert werden.

Bunte Community

Die deutsche Wikipedia-Community, zweitgrößte nach den USA, ist bunt. "Wir haben 13-Jährige genauso wie 80-Jährige, die für uns gearbeitet haben", sagt Kurt Jansson, der 28 Jahre alte Vorsitzende des deutschen Fördervereins.

Überdurchschnittlich viele Beiträge kommen jedoch von Studenten. Der Altersdurchschnitt liege bei etwa 30 Jahren, schätzt Jansson, der Soziologie in Berlin studiert. Dort kommen regelmäßig etwa 20 Wikipedianer zu einem Stammtisch zusammen.

Bei allem idealistischen Anspruch kommt aber auch Wikipedia nicht ohne Kontrolle aus. In Deutschland gibt es um die 160 Administratoren, die Einträge aus dem Web entfernen können. Immer wieder gibt es Scherzbolde, die Artikel erfinden. Dann gibt es Artikel, die wegen fehlender Substanz jeder zur Diskussion stellen kann.

Freiwillige verwalten Wikipedia

Die gesamte Verwaltung von Wikipedia ist Sache von Freiwilligen. "Es ist erstaunlich, dass wir sogar für eher langweilige Jobs genug Leute finden", wundert sich Jansson. Der gemeinnützige deutsche Förderverein finanziert sich nach eigenen Angaben - wie auch die gesamte internationale Wikipedia-Bewegung - nur durch Spenden.

Vor allem die Mitglieder geben Geld, das wiederum der technischen Ausstattung von Wikipedia zugute kommt. In Florida verfügt die Enzyklopädie, die auf Einnahmen durch Online-Werbung verzichtet, über fast 100 Server.