17.06.2005

STAR WARS III

Was Tauschbörsen der Industrie verraten

Tauschbörsen im Netz sind unkontrollierbar, mit Tauschbörsen im Netz ist kein Geld zu verdienen -Aussagen wie diese scheinen auf den ersten Blick zwar schlüssig, richtig sind sie aber trotzdem nicht.

Wenn man von den temporären Allianzen mit Herstellern von Adware, Spyware und ähnlichen Programmen zum Schaden des Konsumenten absieht, machen die Initiatoren von Tauschbörsen wie EDonkey in der Regel damit nicht unbedingt Geld, ebenso wenig wie ihre Benutzer, die Musik und Filme gratis hinauf- und hinunterladen.

Mit dem Beobachten so genannter Peer-to-Peer-Netzwerke sind aber sehr wohl Umsätze zu machen, besonders dann, wenn dabei gleich zwei verschiedene Dienstleistungen kostenpflichtig angeboten werden.

Das Unternehmen Media Control GfK, ein Joint Venture der zwei führenden Marktforscher für Medien und Unterhaltung im deutschsprachigen Raum, kontrolliert die Vorgänge an den Tauschbörsen EDonkey, EMule, Overnet etc. für die Industrie.

Wie die Kontrolle funktioniert

Die Downloads selbst können zwar nicht gemessen werden, da sie im Peer-to-Peer-Verfahren - also direkt zwischen zwei Rechnern geschehen, ohne dabei irgendeinen zentralen Punkt zu passieren. Die Spider von Media Control GfK erfassen stattdessen die Anfragen nach Musikstücken und Filmen und errechnen daraus die Downloads.

Für Musik- und Filmindustrie werden dann aus den Zahlen Charts heruntergebrochen, aus denen sich wiederum Trends ableiten lassen, die der Unterhaltungsindustrie Geld wert sind. Aus diesen Zahlen lassen sich bereits in den allerersten Tagen der Vermarktung eines Musiktitels dessen mittelfristige Marktchancen ausrechnen.

"Star Wars Episode 3 - Die Rache der Sith", war kurz nach einem fulminanten Start in deutschen Kinos in der Zuschauergunst abgesackt und brachte nicht den erwarteten Erfolg.

Die Distribution der Downloads

"Star Wars 3" tauchte zwei Tage vor dem offiziellen Kinostart in den Tauschbörsen auf. 77 Prozent der Downloads der deutschen Version stammten aus dem deutschen Bundesgebiet, zwölf Prozent aus den USA [wo "Star Wars 3" überaus erfolgreich läuft]. Sieben Prozent der Downloads landeten in Österreich und der Schweiz.

Ein weiterer Grund für die Industrie, die Dienste der Media Control GfK in Anspruch zu nehmen, ist die Jagd auf Netzpiraten. Dieselben Daten - etwa die Aufschlüsselung der IP-Adressen und deren Zuordnung - können ebenso wie für Statistiken für die Verfolgung einzelner User benutzt werden.

Media Control bereitet die Daten zum Internet-Tausch täglich als Charts auf. 45 Prozent des Marktes machen dabei Musikprodukte aus, 17 Prozent der Film. Neu ist, dass die Downloads auf Regionen wie Deutschland, Europa oder weltweit zuzuordnen sind.

In den USA sind die Sternenkrieger, Ausgabe drei, schon knapp drei Wochen nach dem Start über die 300-Millionen-Dollar-Marke geprescht und haben den Vorgänger "Angriff der Klonkrieger", der in den USA während seiner gesamten Laufzeit 310 Millionen Dollar eingespielt hatte, bereits überholt.