Online-Werbung weiß, was Nutzer wollen
Bei jedem Besuch einer Website blinken einem in der Regel auch Werbebanner entgegen. Üblicherweise werden die Werbeeinblendungen dabei rotationsmäßig an einem fixen Platz eingeblendet.
Die Online-Werbebranche will nun dafür sorgen, dass künftig nicht mehr alle User die gleichen Banner zu sehen bekommen.
Stattdessen sollen jedem Besucher nur noch gezielt Banner gezeigt werden, die genau auf seine Interessen abgestimmt sind. Die Firmen erhoffen sich daraus eine Steigerung der Wirksamkeit.
Kritikern sind die Datensammel-Methoden über die das User-Interesse ausgelotet wird, jedoch ein Dorn im Auge.
Einmal gepoppt, nie mehr gestoppt
Zu den lästigsten Werbeformen zählen bewegte Anzeigen, die durch
Überlagerung des übrigen Seiteninhalts und Pop-ups die
Aufmerksamkeit der Nutzer erzwingen. Derartige Einblendungen
verschwinden erst, wenn sie durch den User händisch ausgeschaltet
werden.

Das stetig wachende Werbeauge
Das "Behavioral Marketing" basiert darauf, mit Programmen das Surfverhalten zu beobachten und zu analysieren, um gezielt Werbebanner oder Pop-ups einblenden zu können.
Hält man sich etwa des Öfteren in Haustierforen auf, wird man daraufhin mit Angeboten rund um Hund und Katz zugekleistert, begeisterte Geo-Cacher dürfen mit verstärkter Werbung für GPS-Geräte rechnen etc.
"Die Idee ist, aus den Online-Aktivitäten ein Muster zu gewinnen, das man in der Werbung verwerten kann", erklärt Reed Freeman der Firma Claria [vormals "Gator"] im Gespräch mit "Wired". Gator gilt als Pionier und auch Negativbespiel für "verhaltensorientiertes Marketing".
Dieser Ansatz ist keineswegs neu, schon lange etwa werden einem bei Amazon Buchempfehlungen basierend auf dem persönlichen Geschmack gegeben. Doch statt nur die Nutzerbewegung auf einer Website, soll nun das gesamte Surfverhalten über mehrere Websites hinweg aufgezeichnet werden.
Und selbst den Werbern ist klar, dass viele Surfer beim Gedanken an das stetig wachende Werbeauge über ihnen zuerst einmal erschaudern.
Doch sie sind überzeugt, dass die Nutzer es schätzen lernen, nur noch "passende" Werbung zu sehen. Im Endeffekt sollen die Nutzer die personalisiert eingeblendeten Banner schießlich als erstrebenswerte Zusatzinfos statt als lästige Störung empfinden.
Der "Online-Parasit" Gator
Unter dem Namen "Gator" musste die Firma Claria wegen ihrer oft
zweifelhaften Werbetechniken des Öfteren vor Gericht. Unter anderem
wurden Werbe-Pop-ups ohne Erlaubnis der Website-Betreiber auf
Homepages platziert, so wurde Besuchern der Ford-Website Werbung für
den Konkurrenten Toyota angezeigt.

Gefahr in Datenverknüpfung
Kritiker sehen in dieser neuen Werbemethode nichts anderes als "Spyware", ein [oft mit allen Mitteln und Tricks eingeschleustes] Stück Software, das den Nutzer ausforscht.
Die Werber lehnen diese Bezeichnung naturgemäß strikt ab, sie bevorzugen den Begriff "Adware" für die viel versprechende Einkommensquelle.
Betont wird, dass die Adware keinerlei sensible Personendaten [Name, Adresse] sammelt, sondern über die IP-Adresse "lediglich" den geografischen Standort ermittelt und mitschreibt, auf welchen Websites die Online-Zeit genau verbracht wurde.
Datenschützer warnen jedoch vor der Gefahr, offline gesammelte demographische Daten wie Alter und Geschlecht mit den Online-Gewohnheiten zu verknüpfen. Umfassende Persönlichkeits- und Verhaltensprofile könnten so erstellt werden.
Zur Entfernung von Spyware gibt es viele kostenlos erhältliche Programme wie etwa AdAware und SpyBot-Search&Destroy.
